Was eine Text-Bild-Schere ist und wie sie sich vermeiden lässt

Was eine Text-Bild-Schere ist und wie sie sich vermeiden lässt

Bilder können einen Textbeitrag optisch aufwerten, ihn inhaltlich ergänzen und Informationen veranschaulichen. Doch genauso können Bilder einen Beitrag auch stören oder sogar kaputtmachen. Letzteres passiert, wenn eine Text-Bild-Schere entsteht. Wir erklären, was eine Text-Bild-Schere ist und wie sie sich vermeiden lässt.

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Was eine Text-Bild-Schere ist und wie sie sich vermeiden lässt

Was ist eine Text-Bild-Schere?

Gutes Bildmaterial ist ein wichtiges und hilfreiches Instrument, um das Interesse der Leser zu wecken, ihre Aufmerksamkeit zu gewinnen und damit die Wirksamkeit eines Beitrags zu erhöhen. Dabei geht es aber nicht nur darum, irgendwelche hübschen Bilder auszusuchen, die die Textinhalte grafisch darstellen. Vielmehr sollte ein Bild den Text inhaltlich erweitern, zusätzliche Informationen liefern oder einen Aspekt betonen.

Schwierig wird es dann, wenn die Informationen im Text und die Aussage des verwendeten Bildes auseinanderklaffen oder sich sogar widersprechen. Damit liegt nämlich eine Text-Bild-Schere vor.

Der Begriff, der zunächst Bild-Text-Schere hieß, geht auf den deutschen Medienwissenschaftler Bernward Wember zurück. Anfang der 1970er-Jahre analysierte er die Informationsvermittlung im Fernsehen. In diesem Rahmen prägte er die Bezeichnung.

Wenn zum Beispiel in Nachrichten, einer Dokumentation oder einem Unterrichtsfilm die Bildinformationen zu sehr von den Textinformationen abweichen, ist der Betrachter überfordert.

Das führt dazu, dass er die Botschaft, die der Beitrag als Ganzes vermitteln wollte, schlechter oder gar nicht mehr nachvollziehen kann. Andersherum trägt Bildmaterial, das zu den Textinformationen passt, zu einem besseren Verständnis bei.

Je nach Medium wird auch von einer Ton-Bild-Schere gesprochen. In Nachrichtensendungen oder bei Dokumentarfilmen zum Beispiel ist mit dem Ton dann der gesprochene Text gemeint, der die gezeigten Bilder begleitet.

Welche Folgen kann eine Text-Bild-Schere haben?

Angenommen, ein Artikel hat die Überschrift “5 Tipps, wie die Winterzeit Zuhause richtig gemütlich wird”. Das Bild zu dem Artikel zeigt aber einen Traumstrand im Hochsommer. Die beiden Aussagen, die die Überschrift und das Bild vermitteln, passen nicht zusammen.

Eine Folge dieser Text-Bild-Schere kann sein, dass der Leser ungewollt auf eine falsche Fährte gerät. Die Wahrnehmungspsychologie führt nämlich dazu, dass der Leser seine Aufmerksamkeit meist eher auf die Botschaft des Bildes richtet.

Gleichzeitig blendet er unbewusst die Information aus dem Text, die im Widerspruch dazu steht, mehr oder weniger aus. Im Ergebnis kann dadurch eine ganz andere Botschaft beim Leser ankommen, als der Autor vermitteln wollte.

Ein anderer Effekt einer Text-Bild-Schere kann sein, dass der Leser den Widerspruch zwar feststellt, ihn aber nicht auflösen kann. Das kann passieren, wenn die Text- und Bildinformationen soweit auseinanderklaffen, dass die Idee dahinter tatsächlich nicht nachvollziehbar ist.

Möglich ist aber auch, dass der Leser schlichtweg keine Lust hat, sich ernsthaft mit dem Text auseinanderzusetzen, um herauszufinden, was sich der Autor gedacht hat.

Neben Verwirrung kann eine Text-Bild-Schere außerdem die Glaubwürdigkeit des Beitrags in Frage stellen. Warum wählt der Autor einen Strand mit Sonne und Palmen, wenn er doch angeblich die schönen Seiten des heimischen Winters aufzeigen will?

Soll das Bild den Leser nur anlocken, was mit einem Traumstrand besser gelingt als mit einer spiegelglatten Straße voller Schneematsch? Fühlt sich der Leser auf den Arm genommen, ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass er den Beitrag nicht lesen wird.

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Manchmal kann eine Text-Bild-Schere auch zu unfreiwilliger Komik führen. Es spricht zwar grundsätzlich nichts dagegen, wenn der Leser schmunzeln kann oder herzhaft lachen muss. Nur kann gut sein, dass der Autor alles andere als eine lustige Botschaft vermitteln wollte. Die eigentliche Aussage des Beitrags kommt so dann nicht beim Leser an.

Wie lässt sich eine Text-Bild-Schere vermeiden?

Der Autor kann nicht immer verhindern, dass eine Text-Bild-Schere entsteht. Denn mitunter ist sie das Ergebnis von einem unglücklichen Layout. Stehen zwei Artikel in einer Zeitung nebeneinander und ergeben das Bild des einen Beitrags und der Titel des anderen Beitrags einen widersprüchlichen Zusammenhang, trifft den Autor keine Schuld.

Doch bezogen auf den Einflussbereich des Autors, helfen drei einfache Regeln dabei, einen Großteil aller Text-Bild-Scheren zu umgehen:

  1. Sorgfältige Auswahl des Bildmaterials

Wählt der Autor Bilder für seinen Beitrag aus, sollte er immer vor Augen haben, welche Kernaussage er vermitteln will. Optisch sehr ansprechende Fotos, originelle Bilder oder außergewöhnliche Motive nützen nichts, wenn sie die Botschaft, die der Autor transportieren möchte, nicht passgenau untermauern.

So kann zum Beispiel ein Bild mit einer jungen Familie, die fröhlich mit ihren kleinen Kindern im hübschen Garten des chicen Reihenhäuschens spielt, ästhetisch perfekt gelungen sein. Doch wenn der Beitrag Konzepte und Hilfsmittel für altersgerechtes Wohnen behandelt, passt das Bild schlicht und ergreifend nicht.

  1. Erst Bild, dann Text

Oft schreibt der Autor zuerst seinen Artikel. Ist der Text fertig, durchsucht er anschließend Bilddatenbanken, um geeignetes Bildmaterial zu finden, das er dem Text hinzufügen kann. Doch genau diese Vorgehensweise führt häufig dazu, dass Text-Bild-Scheren entstehen.

Besser ist deshalb, wenn der Autor die umgekehrte Reihenfolge wählt. Hat er die Informationen für seinen Beitrag recherchiert und steht der grobe Rahmen für den Text, sollte er also zuerst die Bilder auswählen.

Danach kann er den Beitrag fertig stellen. Denn die Praxis zeigt, dass es deutlich leichter ist, einen Text auf ein Bild abzustimmen, als ein Bild zu finden, dass exakt zum vorhandenen Text passt.

  1. Gegencheck

Hat der Autor seinen Beitrag aus Text und Bild fertig, sollte er einen Dritten darum bitten, einen Blick auf die Arbeit zu werfen. Dieser Dritte muss nicht unbedingt ein Journalist oder ein Kollege aus der Medienbranche sein. Auch der eigene Partner oder ein Bekannter kann den Gegencheck machen.

Die Idee dahinter ist nämlich, die Wirkung des Beitrags auf den Leser zu überprüfen. Jemand, der nichts mit dem Beitrag zu tun hat, sieht ihn mit anderen Augen und kann so objektiver beurteilen, ob und wie gut Text und Bild tatsächlich zusammenpassen.

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Hier schreiben Wolfgang Stocker, freier Journalist, Sabine Lankmann, - Inhaberin Medienagentur, Heiko Rieder, 44 Jahre - Journalist und Christian Gülcan - Inhaber Artdefects Media Verlag (2009 Presseausweis/ DJV) und Ferya Gülcan - Inhaberin Onlinemedien-Agentur. Wir möchten Wissenswertes über die Pressearbeit und Journalismus vermitteln, sowie einen Überblick über die Medienlandschaft in Deutschland geben.

Ein Gedanke zu „Was eine Text-Bild-Schere ist und wie sie sich vermeiden lässt“

  1. Ich wusste bisher gar nicht, dass es dafür einen Begriff gibt… „Text-Bild-Scheren“ sind mir beim Überfliegen der Artikel eines Mitarbeiters schon häufiger unter die Finger gekommen und immer ein Dorn im Auge gewesen.
    Diesen Artikel werde ich ihm bei Gelegenheit mal näherbringen!
    Lg

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