Handwerkszeug für Journalisten: Suggestion durch Sprache

Handwerkszeug für Journalisten: Suggestion durch Sprache

Nicht nur im Verkauf, in der Werbung oder in der Politik wird die Sprache gezielt eingesetzt, um neben neutralen Informationen auch bestimmte Botschaften zu vermitteln oder gewisse Überzeugungen zu bestärken.

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Journalisten, Texter und Autoren können ebenfalls auf sprachliche Tricks zurückgreifen, um die Leser dazu zu bewegen, einen Artikel zu lesen. Das Werkzeug, das dabei zum Einsatz kommt, stammt aus dem Bereich der Rhetorik und nennt sich suggestive Manipulation der Sprache.

Die Idee dahinter ist, die Sprache so einzusetzen, dass der Leser in gewissem Umfang manipuliert wird, indem ihm bestimmte Annahmen in den Mund gelegt oder bestimmte Inhalte als selbstverständlich vorausgesetzt werden.

Durch diese Suggestion vermittelt der Journalist oder Autor, dass er weiß, was den Leser bewegt, dass er seiner Meinung ist und dass er letztlich mit ihm in einem Boot sitzt. Dies wiederum kann der Verfasser des Textes nutzen, um den Leser zu steuern. Aber wie funktioniert das?

Natürlich wäre es nun möglich, trockene Rhetorik-Regeln zu besprechen und den Blick dabei auf ihre psychologischen Effekte zu lenken. Für die meisten Leser dürfte das aber nicht unbedingt interessant sein.

Der folgende Beitrag zeigt die Möglichkeiten der sprachlichen Tricks deshalb anhand konkreter Beispiele. So lässt sich gut nachvollziehen, wie die Suggestion durch Sprache funktioniert und wie der Leser eine unterschwellige Manipulation entlarven kann:

Handwerkszeug für Journalisten: Suggestion durch Sprache

Worte sind immer mit bestimmten Vorstellungen verbunden. Sie erzeugen Bilder, die vor dem geistigen Auge des Lesers ablaufen, gewisse Erinnerungen wecken oder Erfahrungswerte ansprechen und so eine zustimmende oder ablehnende Haltung begünstigen.

Die Wortwahl, der Sprachrhythmus und der Tonfall beeinflussen diesen Effekt zusätzlich. Selbstverständlich ist es der Leser selbst, der entscheidet, ob und wann er einen Artikel liest. Genauso ist es der Leser, der bestimmt, ob er einen Beitrag zu Ende liest oder schon nach wenigen Zeilen abbricht.

Doch der Journalist, Texter oder Autor kann großen Einfluss auf diese Entscheidung des Lesers nehmen. So findet sich in diesem Beitrag beispielsweise nirgends die Aufforderung, den Text zu lesen. An keiner Stelle steht etwas wie „Lesen Sie den Text, um zu erfahren, wie die Suggestion durch Sprache funktioniert!“ oder „Sie wollen wissen, wie Suggestion durch Sprache funktioniert?

Dann lesen Sie diesen Text!“. Dies hat zwei Gründe. Durch eine direkte und unmissverständliche Aufforderung würde zum einen sofort auffallen, dass der Leser zu einer bestimmten Handlung bewegt werden soll. Zum anderen mögen viele Leser schlichtweg keine Ansagen im Kommando-Ton.

Sie möchten nicht das Gefühl haben, dass ihnen ein Dritter ihre Entscheidung abnimmt oder ihnen vorgibt, was zu tun ist. Folglich würden Sie den Text eher weglegen als ihn zu lesen. Doch direkte Aufforderungen sind gar nicht notwendig. Schließlich gibt es sehr viel subtilere Methoden der Suggestion und Manipulation. Ein solches Beispiel findet sich bereits in der Einleitung.

Dort heißt es, dass es für die meisten Leser nicht unbedingt interessant sein dürfte, trockene Rhetorik-Regeln mit Blick auf ihre psychologischen Effekte zu besprechen. Deshalb soll es in diesem Beitrag um konkrete Beispiele gehen. Solche Aussagen werden gerne überlesen und nur unbewusst wahrgenommen.

Aber sie enthalten eine Behauptung, nämlich dass der Autor weiß, was die Leser interessiert und was nicht. Durch die Unterstellung, dass der Leser lieber konkrete Beispiele als trockene Regeln lesen möchte, holt sich der Autor gleichzeitig die unbewusste Zustimmung zu dieser Behauptung ab.

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Hinzu kommt eine indirekte Aufforderung, denn wenn der Leser in der Lage sein möchte, unterschwellige Manipulationen zu entlarven, muss er sich nur diesen Beitrag durchlesen.

3 Methoden der Suggestion durch Sprache

Es gibt viele verschiedene Mittel und Formulierungen, die es dem Verfasser eines Textes ermöglichen, seine Leser unterschwellig zu steuern.

Drei gängige Methoden dabei sind folgende:

1. Fragen stellen.

Reine Aussagen oder bloße Behauptungen können den Leser auf Dauer langweilen. Direkte Aufforderungen wiederum könnten Widerstand hervorrufen. Im Unterschied dazu sind Fragen eine ideale Technik für eine unterschwellige Manipulation.

Heißt es beispielsweise „Wer möchte nicht wissen, wie einfach es ist, suggestive Sprache zu entlarven?“, erreicht der Autor damit mehrere Effekte. Zum einen weckt er das Interesse des Lesers, denn selbst wenn sich der Leser vorher noch nie mit der suggestiven Sprache beschäftigt hat, setzt bei ihm ein Wissensbedürfnis ein.

Schließlich möchte der Leser nicht zu den scheinbar wenigen gehören, die über dieses Thema nicht informiert sind. Zum anderen suggeriert der Autor, dass suggestive Sprache sehr einfach zu entlarven ist. Der Leser muss sich den Beitrag nur durchlesen und schon weiß er, was Sache ist. Dass er die Inhalte verstehen wird, ist selbstverständlich.

Ein kleines, harmloses “Oder?” hinter einer Aussage entfaltet eine ähnliche Wirkung. Durch eine solche rhetorische Frage bezieht der Autor den Leser nämlich ein, ohne ihn dabei direkt anzusprechen. Der Autor stellt eine Frage in den Raum und fordert den Leser indirekt dazu auf, eine Antwort zu geben.

Würde der Leser die Aussage bestätigen, wird er den Text weiterlesen, denn er stimmt dem Autor zu. Würde der Leser die Aussage verneinen, wird er den Text ebenfalls weiterlesen. In diesem Fall wird er nämlich wissen wollen, wie der Autor zu seiner Aussage kommt, wie er seine Behauptung begründet und ob er den Leser nicht doch noch überzeugen kann, seine Meinung zu ändern.

2. Indirekte Aufforderungen formulieren.

Möchte der Autor seine Leser durch suggestive Sprache manipulieren, muss er Aufforderungen geschickt verpacken. „Konkrete Beispiele zeigen dem Leser, wie er sprachliche Manipulationen enttarnen kann.“ oder „Der Leser wird überrascht sein, wie viel Suggestion in der alltäglichen Kommunikation steckt“ sind Beispiele für solche suggestiven Aussagen mit indirekter Aufforderung.

Die erste Aussage fordert den Leser indirekt dazu auf, den Text zu lesen und sich die Beispiele anschauen, wenn er wissen möchte, wie er sprachliche Manipulationen entlarven kann.

Die zweite Aussage gaukelt dem Unterbewusstsein des Lesers vor, dass er im weiteren Verlauf des Beitrags überraschende Feststellungen machen wird. Dadurch nimmt der Leser die indirekte Aufforderung, den Text zu lesen, unbewusst an, denn er möchte die überraschenden Erkenntnisse ja erfahren.

3. Selbstverständlichkeiten nennen.

Der Mensch ist tendenziell eher kein Einzelgänger, sondern möchte dazugehören. Er will kein Außenseiter sein, der über ein Thema nicht informiert ist und folglich auch mit mitreden kann.

Deshalb erweist sich das Nennen von scheinbaren Selbstverständlichkeiten als zuverlässiger Manipulationstrick. Formulierungen wie “den meisten ist klar, dass…”, “jeder hat schon einmal erlebt, …”, “vermutlich niemand kann von sich behaupten, dass …” oder “wer würde ernsthaft bestreiten wollen, dass …” binden den Leser ein.

Der Autor holt sich so indirekt die Zustimmung des Lesers ab. Andersherum kann der Autor diese Methode aber auch gezielt anwenden, um den Leser herauszufordern und zum Nachdenken anzuregen. Beides, sowohl ein zustimmendes Kopfnicken als auch Skepsis oder gar Protest, animieren den Leser dazu, den Text weiterzulesen.

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Hier schreiben Wolfgang Stocker, freier Journalist, Sabine Lankmann, - Inhaberin Medienagentur, Heiko Rieder, 44 Jahre - Journalist und Christian Gülcan - Inhaber Artdefects Media Verlag (2009 Presseausweis/ DJV) und Ferya Gülcan - Inhaberin Onlinemedien-Agentur. Wir möchten Wissenswertes über die Pressearbeit und Journalismus vermitteln, sowie einen Überblick über die Medienlandschaft in Deutschland geben.

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