Was sind Interpretativer Journalismus und Meinungsjournalismus?

Was sind Interpretativer Journalismus und Meinungsjournalismus?

Die Hauptaufgabe des Journalismus besteht darin, die Öffentlichkeit über aktuelle Ereignisse, relevante Vorkommnisse und wichtige Entwicklungen zu informieren. Dazu beobachtet und recherchiert ein Journalist, um seinen ausformulierten Artikel anschließend zu veröffentlichen.

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Eine aktuelle, wahrheitsgemäße und objektive Darstellungsweise gehören dabei zu den obersten Maximen des Journalismus. Da der Journalismus durch die Berichterstattung seinen Beitrag dazu leistet, dass sich die Öffentlichkeit ihre eigene Meinung bilden und Diskussionen in Gang setzen kann, wird der Journalismus neben der Exekutive, der Legislative und der Judikative mitunter als die vierte Gewalt bezeichnet.

Nun gibt es aber auch den Journalismus in verschiedenen Formen. Der Informationsjournalismus etwa verfolgt das Ziel, den Lesern Wissen und Informationen zu vermitteln.

Der investigative Journalismus wiederum untersucht Themen sehr genau und versucht brisante, bisweilen skandalöse Gegebenheiten aufzuspüren. Neben einigen weiteren, teils neueren Formen gibt es außerdem den interpretativen und den Meinungsjournalismus.

Was ist interpretativer Journalismus?

Die Bezeichnung interpretativer Journalismus steht für eine Form des Journalismus, die es dem Leser ermöglichen soll, sich seine eigene Meinung zu einem Sachverhalt zu bilden. Hierfür berichtet der interpretative Journalismus über ein aktuelles Ereignis, interpretiert die Nachricht und versorgt den Leser mit zusätzlichen Hintergrundinformationen.

Der interpretative Journalismus wird deshalb auch erklärender oder aufklärender Journalismus genannt.

Die Grundlage für den interpretativen Journalismus bildet die Nachricht. Diese wird interpretiert, indem der Journalist Informationen aus verschiedenen Quellen und unterschiedliche Standpunkte einfließen lässt. Dadurch erhält der Leser ein umfassendes Bild mit Hintergrundwissen zu dem Ereignis und kann sich so seine eigene Meinung zu dem Geschehen bilden. Der interpretative Journalismus bemüht sich dabei aber stets um eine möglichst objektive Darstellung.

Der Journalist kann zwar seine Meinung einfließen lassen, indem er die Informationen und Standpunkte entsprechend auswählt und anordnet. Trotzdem bezieht der interpretative Journalismus selbst nicht direkt Stellung, sondern vermittelt dem Leser die Nachricht und die dazugehörigen Hintergrundinformationen so objektiv wie möglich.

Eine besonders wichtige Rolle kommt im interpretativen Journalismus deshalb den Quellen zu. Ein hochwertiger Artikel greift auf Quellen verschiedener Art zurück und verarbeitet mehrere, unterschiedliche Standpunkte. Neben den Meinungen der Personen, die an dem Ereignis beteiligt sind, sind dies meist die Ansichten von Experten und anderen Personen, die mit dem Thema vertraut sind.

Eine der wichtigsten Darstellungsformen im interpretativen Journalismus ist der Hintergrundbericht. Er stellt den Weg des Geschehens vom Ausgangspunkt über die Entwicklung bis hin zum Eintreten des aktuellen Ereignisses dar.

Gleichzeitig gibt er verschiedene Standpunkte wieder, unter anderem die der Beteiligten, von Fachleuten und teils auch von anderen Beobachtern. Ergänzt wird ein Hintergrundbericht durch Daten, Statistiken und oft auch durch anschauliche Grafiken. Auf einem ähnlichen Prinzip basiert die Reportage.

Sie thematisiert jedoch meist weniger ein einzelnes Ereignis, sondern stattdessen eher eine Situation oder eine Lage. Zudem fließen in eine Reportage üblicherweise die Beobachtungen und persönlichen Erfahrungen des Journalisten mit ein. Daneben spielt das Interview eine große Rolle im interpretativen Journalismus, wobei hier zwischen dem indirekten und dem gemischten Stil unterschieden wird.

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Bei einem Interview im indirekten Stil wird der Befragte in erster Linie in Form von indirekter Rede wiedergegeben, ergänzt durch Hintergrundinformationen und persönliche Eindrücke des Journalisten. Im Unterschied dazu behält der gemischte Stil das charakteristische Frage-Antwort-Schema weitestgehend bei und fügt nur stellenweise zusätzliche Informationen hinzu.

Was ist Meinungsjournalismus?

Der interpretative Journalismus bemüht sich um eine möglichst objektive Darstellung und zitiert verschiedene Standpunkte, damit sich der Leser seine eigene Meinung bilden kann. Im Unterschied dazu bezieht der Meinungsjournalismus klar Stellung zu einem Thema.

Als Ursprungsform des Journalismus war der Meinungsjournalismus bis zum Ersten Weltkrieg die beherrschende journalistische Form. Ab den 1950er-Jahren hat er dann etwas an Bedeutung verloren, hat aber auch in der heutigen Medienwelt noch seinen festen Platz.

Der Meinungsjournalismus kennzeichnet sich durch eine argumentative Schreibweise. Der Journalist versucht also, den Leser mit klaren und plausiblen Argumenten zu überzeugen. Als Argumente können Entwicklungen, Daten, Statistiken, Zitate oder auch eigene Beobachtungen dienen. Ein Artikel beginnt meist mit der These des Journalisten.

Diese untermauert er dann mit seinen Argumenten, bis er daraus schließlich eine schlüssige und plausible Schlussfolgerung ableitet. Bei freieren Genres wie beispielsweise der Kolumne kann von diesem Grundschema aber auch abgewichen werden.

Die mit Abstand häufigste Darstellungsform im Meinungsjournalismus ist der Kommentar. Als Begleitung zu einer Nachricht oder einem Bericht gibt der Journalist seinen Standpunkt zu einem aktuellen Thema wieder. Ist ein Kommentar eher kurz gehalten und in einem satirisch-bissigen Stil verfasst, wird von einer Glosse gesprochen.

Der Leitartikel ist eine Sonderform des Kommentars. Auch der Leitartikel bezieht klar Stellung zu einem Thema. Anders als der Kommentar kann der Leitartikel aber keinem bestimmten Journalisten zugeordnet werden, sondern bringt vielmehr die Haltung der gesamten Redaktion zum Ausdruck. Eine weitere, weit verbreitete Darstellungsform im Meinungsjournalismus ist die Kolumne. Hierbei handelt es sich um einen Artikel, der in regelmäßigen Abständen erscheint. Eine Kolumne thematisiert oft Inhalte, die sich nicht auf Schlagzeilen oder aktuelle Ereignisse beziehen, sondern allgemein im Interesse der Leser liegen.

Eine Kolumne ist eine vergleichsweise freie Darstellungsform und häufig in einem erzählenden Stil, manchmal auch mit fiktiven Inhalten, geschrieben. Weitere Darstellungsformen im Meinungsjournalismus sind die Kritik und die Rezension.

Mit dem Aufkommen des Internets sind vor allem in Online-Magazinen zudem neue Formen entstanden. Ein Beispiel hierfür sind die Artikel in Online-Blogs, die in einer stilistisch sehr freien Form die Kolumne und den Kommentar miteinander mischen.

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Hier schreiben Wolfgang Stocker, freier Journalist, Sabine Lankmann, - Inhaberin Medienagentur, Heiko Rieder, 44 Jahre - Journalist und Christian Gülcan - Inhaber Artdefects Media Verlag (2009 Presseausweis/ DJV) und Ferya Gülcan - Inhaberin Onlinemedien-Agentur. Wir möchten Wissenswertes über die Pressearbeit und Journalismus vermitteln, sowie einen Überblick über die Medienlandschaft in Deutschland geben.

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