Was ist Fachjournalismus?
Auf der einen Seite gibt es den breitgefächerten, aber oft eher oberflächlichen Nachrichtenjournalismus, der ein möglichst breites Publikum mit Informationen beliefert.
Auf der anderen Seite steht der engmaschige Wissenschaftsjournalismus, der eine stark akademische Prägung hat und meist nur für eine bestimmte Zielgruppe interessant ist. In der Mitte dazwischen ist der Fachjournalismus angesiedelt. Er macht es sich zur Aufgabe, Informationen fachlich kompetent und gleichzeitig publikumsgerecht aufzubereiten.
Was ist Fachjournalismus?
Der Fachjournalismus ist ein Journalismus, der sich auf ein bestimmtes Fachgebiet spezialisiert und dadurch eine entsprechende Fachkompetenz aufweist. Durch das ausgeprägte Fachwissen wird der Fachjournalismus immer auch den Ansprüchen des Qualitätsjournalismus gerecht.
Im Unterschied zu einem Nachrichtenjournalist, der bei seiner Berichtserstattung hauptsächlich mit grundlegenden Informationen arbeiten kann, muss ein Fachjournalist tiefer in die Materie einsteigen. Dabei bedient der Fachjournalismus aber ähnlich wie der Nachrichtenjournalismus eine Vielzahl von Ressorts, darunter beispielsweise Politik, Wirtschaft, Kultur, Sport, Technik oder Umwelt.
Wodurch unterscheidet sich der Fachjournalismus vom Nachrichtenjournalismus?
Der entscheidende Unterschied zwischen dem Fach- und dem Nachrichtenjournalismus liegt in der Weite der Berichtserstattung. Ein Nachrichtenjournalist ist ein Allrounder, der über viele verschiedene Themen schreibt. Ein Fachjournalist hingegen spezialisiert sich auf ein Ressort, ein Themenfeld oder sogar einen Gegenstand. Die Spezialisierung kann also unterschiedlich stark ausgeprägt sein.
Zur Veranschaulichung ein Beispiel:
Angenommen, der Fachjournalist hat sich auf das Ressort Wirtschaft spezialisiert. Eine weitergehende Spezialisierung auf ein Thema könnte beispielsweise die Börse sein. Noch einen Schritt weiter könnte sich der Fachjournalist auf die deutschen Aktienindizes als Gegenstand seiner Arbeit spezialisieren. Wegen der immer komplexeren Strukturen gehen Experten davon aus, dass eine solche Spezialisierung in Zukunft auch eine immer größere Rolle spielen wird.
Ein weiterer Unterschied liegt in der Kompetenz. Ein Nachrichtenjournalist verfügt über Formalkompetenz. Er beherrscht also die journalistischen Arbeitstechniken und weiß, wie er vorgehen muss, um sich in ein neues Thema einzuarbeiten.
Ein Fachjournalist verfügt zusätzlich dazu über Fachkompetenz. Er kennt sich in seinem Themenfeld gut aus. Folglich muss er sich nicht jedes Mal aufs Neue komplett neu in ein Thema einarbeiten, sondern kann auf seinem vorhandenen Fachwissen aufbauen.
Die klassische Ausbildung im Journalismus ist weniger auf Tiefe, sondern vielmehr auf Breite ausgelegt. Aus diesem Grund verfügt der Nachrichtenjournalist über eine gute und breit angelegte Allgemeinbildung, die es ihm ermöglicht, über zahlreiche Themenbereiche zu schreiben. Gleichzeitig haben seine Inhalte einen meist kurzfristigen Horizont. Seine Aufgabe besteht vorrangig darin, die Leser täglich oder wöchentlich mit wichtigen, interessanten oder unterhaltsamen Informationen zu versorgen.
An dem Punkt, an dem die Allgemeinbildung nicht mehr ausreicht oder die Zeit zu knapp ist, um sich in einen komplett neuen Themenbereich einzuarbeiten, stößt der Nachrichtenjournalist aber an seine Grenzen. Tatsächlich ist es auch kaum möglich, sich in jedem Themenfeld bestens auszukennen.
An dieser Stelle kommt dann der Fachjournalist ins Spiel, der als Experte in seinem Wissensgebiet Fachwissen vermitteln kann. Dabei veröffentlicht der Fachjournalist seine Arbeiten sowohl in Fach- als auch in Publikumsmedien. Fachmedien richten sich an eine Zielgruppe, die sich aus beruflichen Gründen oder privatem Interesse mit einem Fachthema beschäftigt und bereits Vorwissen mitbringt. Publikumsmedien wenden sich an die breite Masse.
Hier besteht die Aufgabe des Fachjournalisten darin, ein Fachthema so aufzubereiten, dass die Thematik auch für den Laien verständlich wird. Für den Fachjournalisten wiederum bedeutet das, dass er Fachkompetenz und journalistische Kompetenz unter einen Hut bringen muss.
Übersicht: Die Unterschiede zwischen dem Nachrichten- und dem Fachjournalismus
Die Unterschiede zwischen dem Nachrichten- und dem Fachjournalismus werden deutlich, wenn die wesentlichen Kriterien der beiden Formen des Journalismus gegenübergestellt werden:
Kriterium | Nachrichtenjournalismus | Fachjournalismus |
Kompetenz | Formalkompetenz | Formalkompetenz und Fachkompetenz |
Ausrichtung | breit, mit der Allgemeinbildung als Basis | tief, spezialisiert auf Fachwissen in einem Themenfeld |
Verarbeitung der Informationen | Berichte, Zusammenfassungen, Kommentare | Beschreibungen, Erklärungen, Analysen, Interpretationen |
Medien | Publikumsmedien | Publikums- und Fachmedien |
Zielsetzung | Information, Bildung, Unterhaltung | Wissensvermittlung |
zeitlicher Horizont der Inhalte | kurzfristig (überwiegend täglich oder wöchentlich) | mittel- und langfristig |
Wodurch unterscheidet sich der Fachjournalismus vom Wissenschaftsjournalismus?
Der Wissenschaftsjournalismus ist vergleichsweise eng gefasst. Er konzentriert sich auf die einzelnen Wissenschaften und deren Anwendungsgebiete. Durch die enge Verknüpfung mit der Wissenschaft als akademische Disziplin beschränkt sich der Wissenschaftsjournalismus in aller Regel auf ein Themengebiet.
Bei der Berichterstattung spielen die Erwartungen des Publikums eine untergeordnete Rolle. Stattdessen geht es beim Wissenschaftsjournalismus vorrangig darum, Inhalte, Erkenntnisse und Lösungen aus der Wissenschaft und Forschung zu kommunizieren.
Dies geschieht üblicherweise nach wissenschaftlichen Methoden und im entsprechenden Fachjargon. Für ein breites Publikum ist der Wissenschaftsjournalismus eher weniger interessant, denn der Laie kann die Ausführungen nur bedingt nachvollziehen. Auf der anderen Seite hat der Wissenschaftsjournalismus einen langfristigen Horizont. Ein wissenschaftlicher Fachbeitrag lebt nicht unbedingt von der Aktualität, sondern dient oft Jahre später noch als Nachschlagewerk oder Grundlage für weitergehende Arbeiten.
Warum gewinnt der Fachjournalismus zunehmend an Bedeutung?
Der allgemeine Nachrichtenjournalismus steckt in einer Krise. Seit Ende der 1990er-Jahre ist zu beobachten, dass es immer weniger fest angestellte Redakteure gibt, während die Anzahl der freien Journalisten dramatisch steigt. Gleichzeitig kämpfen viele Freie um ihr Überleben, denn die Konkurrenz ist groß und die Verdienstchancen sind gering. Im Bereich des Fachjournalismus sieht die Sache deutlich besser aus.
Dabei ist der Fachjournalismus aber keineswegs ein Phänomen, das erst in der jüngeren Vergangenheit aufgekommen ist. In Deutschland gibt es fachjournalistische Vereine und Verbände bereits seit dem Ende des 19. Jahrhunderts.
Der steigende Bedarf an Fachjournalisten geht mit der Entwicklung der modernen Gesellschaft einher. Eine moderne Gesellschaft wird zunehmend zu einer Wissensgesellschaft, in der Wissen ein zentraler Erfolgsfaktor ist. Gleichzeitig wird dieses Wissen immer differenzierter. Während früher eine solide Allgemeinbildung eine sichere Basis schaffte, ist heute an vielen Stellen Fachwissen gefragt.
Hinzu kommt, dass sich die Informationen immer schneller verbreiten. Mitunter scheinen sich die Ereignisse zu überschlagen und fast im Minutentakt werden Meldungen aus aller Welt und zu sämtlichen nur erdenklichen Themen kommuniziert. Alle diese Informationen richtig einzuordnen, wird für das Publikum immer schwieriger.
Daher steigt die Nachfrage nach fachlich fundierten Beiträgen von Experten, die nicht nur berichten, sondern eben auch erklären und analysieren können. Auch die Medien reagieren natürlich auf diese Nachfrage. Die Jobchancen für Fachjournalisten sind daher recht gut und auch die Vergütung für ihre Arbeiten ist meist etwas höher als die Honorare, die Nachrichtenjournalisten erhalten.
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