5 praktische Tipps fürs Schreiben von Hörtexten

5 praktische Tipps fürs Schreiben von Hörtexten

Medien wie das Radio oder Podcasts werden oft nebenher konsumiert, etwa während einer Autofahrt, auf dem Weg zur Arbeit, beim Joggen oder bei der Hausarbeit. Dementsprechend kann es schnell zu Ablenkungen kommen. Doch selbst wenn sich der Hörer auf die Inhalte konzentriert, kann er den Anschluss verlieren. Das liegt zum einen daran, dass das Hören linear abläuft. Zum anderen bestimmt der Hörer die Geschwindigkeit nicht selbst.

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5 praktische Tipps fürs Schreiben von Hörtexten

Anders als beim Lesen kann er beim Zuhören nicht einfach so einen Satz oder einen ganzen Abschnitt zurückspringen. Rein technisch gesehen, ist ein Zurückspulen natürlich möglich. Doch in der Praxis dürfte diese Funktion eher selten genutzt werden.

Jedenfalls werden Inhalte beim Lesen anders aufgenommen als beim Hören. Aus diesem Grund ist es wichtig, Hörtexte anders zu schreiben. Insgesamt sollten sich Hörtexte stärker an der gesprochenen Sprache orientieren. Das wiederum gilt oft auch für Texte, in online veröffentlicht werden. Denn sie werden in vielen Fällen weniger gelesen, sondern eher gescannt.

Doch wie gelingen gute Texte für die Ohren? Wir geben fünf praktische Tipps fürs Schreiben von Hörtexten!:

Tipp 1: Orientierung schaffen

Bei einem Hörtext weiß der Zuhörer nicht genau, was ihn erwartet. Er hat keine Überschriften, Absätze oder Grafiken vor sich. In vielen Fällen kennt er noch nicht einmal die Länge des Textes.

Der Journalist sollte dem Zuhörer deshalb einen Überblick verschaffen, indem er seinem Hörtext eine klare Struktur verleiht. Dazu sollte er zu Beginn kurz zusammenfassen, worum es geht.

Ähnlich wie der Teaser sollte der Einstieg die wesentliche Aussage auf den Punkt bringen und gleichzeitig das Interesse am Zuhören wecken.

Im weiteren Verlauf kann der Journalist eine Art Wegweiser einbauen. Das gelingt durch Formulierungen wie „mein zweiter Tipp lautet …“, „ein anderer Aspekt ist …“ oder „zum Abschluss …“.

Der Hörer weiß auf diese Weise, wann ein neuer Gedanke folgt und wo ungefähr er sich im Text befindet.

Tipp 2: Klare Aussagen formulieren

Schreibt der Journalist einen Lesetext in einen Hörtext um, wird der Beitrag danach länger sein. Denn ein Text fürs Hören macht es notwendig, die Dichte an Informationen zu reduzieren. Jede neue Information braucht ihren eigenen Satz. Gleichzeitig muss dieser Satz auf Anhieb verständlich sein. Nebensätze und Einschübe fallen deshalb weg.

Ein Journalist weiß in aller Regel, wie er einen normalen Text kürzen kann, ohne dass die Kernaussagen verloren gehen. Vor allem bei Zeitungsartikeln ist das oft notwendig, weil der Platz begrenzt ist.

Bei Hörtexten sollte der Journalist aber genau andersherum vorgehen. Denn zu komprimierte Aussagen lassen den Hörtext schnell unverständlich werden.

Hilfreich für den Leser sind Wiederholungen und kurze Zusammenfassungen zwischendurch. Sie unterstützen dem Hörer dabei, den Überblick zu bewahren. Auch bei der Wortwahl ist es gut, wenn der Journalist bei seinen Begriffen bleibt.

In einem geschriebenen Text sorgen Synonyme für eine schöne Abwechslung. Doch bei einem Hörtext stiften sie eher Verwirrung.

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Tipp 3: Kurze Wörter und Sätze verwenden

Beim Erfassen von Inhalten geht es nicht um einzelne Wörter, sondern um ganze Sätze. Das gilt sowohl fürs Lesen als auch fürs Hören. Das Arbeitsgedächtnis zerlegt die Sätze in Einzelteile, lagert sie zwischen und erstellt daraus dann einen Gesamtzusammenhang. Allerdings sind die Kapazitäten des Arbeitsgedächtnisses begrenzt.

Als Faustregel gilt, dass bis zu sieben Informationseinheiten auf einmal verarbeitet werden können. Daher sollten die Sätze eher kurz sein. 14 bis 16 Wörter pro Satz gelten bei Lesetexten als optimal.

Eine ähnliche Länge empfiehlt sich auch für Hörtexte. Hier sind kurze Wörter aber besser als lange. Denn sie sind anschaulicher und verständlicher. Für den Hörer ist zum Beispiel „Auto“ oder „Haus“ leichter zu erfassen als „Fahrzeug“ oder „Wohngebäude“.

Tipp 4: Bilder entstehen lassen

Um Gehörtes zu verarbeiten, sind verschiedene Regionen im Gehirn aktiv. Innerhalb von Sekundenbruchteilen werden Wörter verstanden, Satzbau und Grammatik erfasst, Untertöne wahrgenommen und aus all dem die Bedeutung entschlüsselt.

Dabei verarbeitet überwiegend die linke Gehirnhälfte abstrakte Begriffe, denn hier befinden sich die Areale, die für Sprache zuständig sind. Im Unterschied dazu aktivieren konkrete Begriffe die Bereiche, die sich um Gefühle kümmern. Diese Bereiche sind in beiden Gehirnhälften vorhanden.

Spricht der Journalist zum Beispiel von einer „Kur“, passiert im Gehirn deshalb mehr als bei einem Ausdruck wie „Rehabilitationsaufenthalt“.

Verben lassen einen Text lebendig werden und führen zu Bildern vor dem geistigen Auge. Wo immer möglich sollte der Journalist deshalb Substantive durch Verben ersetzen. Außerdem sollte er im Aktiv formulieren und Konstruktionen mit Hilfsverben nicht zu weit auseinanderziehen.

Mehr noch als bei geschriebenen Texten wird es der Hörer zu schätzen wissen, wenn der Journalist auf einen schwerfälligen Nominalstil oder eine umständliche Amtssprache verzichtet und stattdessen das Kopfkino anregt.

Tipp 5: Fremdwörter und Zahlen sparsam dosieren

Jeder Mensch hat eine Art inneres Lexikon. Vertraute Wörter kann er problemlos und sofort lesen, hören, schreiben oder sagen. Bei komplett unbekannten oder wenig vertrauten Wörtern hingegen muss er genauer hinsehen und länger überlegen.

Bei Hörtexten sollte der Journalist immer im Hinterkopf haben, dass die Verständlichkeit sehr wichtig ist. Fremdwörter, Fachbegriffe und auch Anglizismen sollte er deshalb sparsam einsetzen. Selbst wenn der Text als Lesetext gut verständlich ist, kann er als Hörtext sonst schlecht nachvollziehbar sein.

Auch Zahlen sollte der Journalist anschaulich präsentieren. Ein Hörer kann sich unter einem Eimer Wasser meist mehr vorstellen als unter 20 Liter Wasser. Genauso sind „etwas mehr als die Hälfte“ anschaulicher als „51,9 Prozent“ und „fast 20 Prozent“ in einem Hörtext verständlicher als „19,7 Prozent“.

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