Kriterien für den Nachrichtenwert eines Ereignisses

Kriterien für den Nachrichtenwert eines Ereignisses 

Zu den Aufgaben einer Tageszeitung und anderer Medien gehört, über wichtige Geschehnisse zu berichten. Schließlich lesen wir die Zeitung und verfolgen die Nachrichten ja gerade deshalb, weil wir auf dem Laufenden darüber bleiben wollen, was sich in unserem Umfeld, in Deutschland und in Europa und auf der Welt so tut. Doch über den Nachrichtenwert lässt sich streiten. In vielen Fällen bleibt es die rein subjektive Einschätzung des Journalisten, was er für so wichtig erachtet, dass es eine Meldung wert ist.

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Kriterien für den Nachrichtenwert eines Ereignisses

Trotzdem gibt es einige Kriterien, an denen wir den Nachrichtenwert eines Ereignisses bemessen können.

Und je mehr dieser Faktoren zusammenkommen, desto eher können wir davon ausgehen, dass sich die Leser für die entsprechende Meldung interessieren:

Aktualität und Ausmaß

Grundsätzlich verliert ein Ereignis seinen Nachrichtenwert, wenn es nicht mehr aktuell ist. Denn ein Geschehnis, das vorbei ist, oder eine Angelegenheit, die sich inzwischen erledigt hat, ist keine Meldung mehr wert.

Bei Medien, die tagesaktuell berichten, gibt es die Faustregel, dass Nachrichten, die älter sind als zwei Tage, buchstäblich abgefrühstückt sind. Buchstäblich deshalb, weil wir die Meldung bereits beim Frühstück in der Zeitung gelesen haben könnten.

Neben der Aktualität wirkt sich auch das Ausmaß eines Ereignisses auf seinen Nachrichtenwert aus.

Betrifft ein Ereignis hunderte oder gar tausende Menschen, ist es von weit höherem Interesse, als wenn nur ein oder zwei Menschen zu Schaden gekommen sind.

Ist durch einen Unfall in einer Fabrik eine riesige Menge an Chemikalien in einen Fluss gelangt, ist der Nachrichtenwert höher als bei einem Brand, bei dem wenige Quadratmeter einer brachliegenden Wiese zerstört wurden.

Konfliktpotenzial und räumliche Nähe

Das Konfliktpotenzial spielt ebenfalls eine große Rolle. Auch wenn es traurig ist, erregen Gewalttaten, strafbare Handlungen oder verwerfliche Aktionen in aller Regel mehr Aufmerksamkeit als friedfertiges Verhalten.

Droht ein Krieg, ist die Nachricht darüber von höchstem Interesse.

Dieses Interesse wird noch größer, wenn räumliche Nähe mit im Spiel ist. Ein Verbrechen in unserer direkten Nachbarschaft lässt uns wesentlich stärker aufhorchen als ein Bürgerkrieg am anderen Ende der Welt. Eine akute Kriegsgefahr in Europa macht uns weit mehr Angst als eine politische Krise in Afrika.

Prominenz der Beteiligten und Exklusivität

Ein weiterer Aspekt für die Bewertung des Nachrichtenwerts ist, wie bekannt die beteiligten Personen sind. Stirbt eine namhafte Persönlichkeit oder leistet sich ein Promi einen handfesten Skandal, ist das so gut wie immer eine Meldung wert.

Die Berichterstattung der sogenannten Yellowpress lebt sogar fast ausschließlich vom Privatleben der Prominenten. Aber auch Tageszeitungen berichten natürlich darüber, wenn sich in prominenten Kreisen wichtige Dinge tun.

Wie oft oder selten ein Ereignis eintritt, wirkt sich ebenfalls auf seinen Nachrichtenwert aus. Dabei gilt grundsätzlich, dass der Nachrichtenwert mit der Häufigkeit sinkt. Aus diesem Grund berichten die Zeitungen zum Beispiel kaum noch ausführlich über Verkehrstote.

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Denn tödliche Unfälle sind im Straßenverkehr leider trauriger Alltag. Kommen hingegen bei einem terroristischen Anschlag Menschen ums Leben, ist sogar eine Eilmeldung gerechtfertigt.

Auch überraschende Ereignisse erhöhen den Nachrichtenwert:

Wenn zum Beispiel ein absoluter Außenseiter ein großes Sportturnier für sich entscheidet, fällt die Berichterstattung umfangreicher aus als beim Sieg eines Sportlers oder einer Mannschaft, der oder die ohnehin schon seit Jahren sämtliche Pokale abräumt.

Stellt sich ein Politiker plötzlich hinter den Vertreter einer Partei aus dem anderen Lager, ist das ebenfalls eher eine Schlagzeile wert, als wenn der Politiker seine typischen Forderungen zum x-ten Mal wiederholt.

Betroffenheit der Leser

Letztlich laufen alle genannten Kriterien darauf hinaus, wie betroffen die Leser von dem Ereignis sind. Alles, was direkt und tief in unseren Alltag eingreift, empfinden wir tendenziell als wichtige Nachricht.

Genau das sollte auch der Kern der Berichterstattung sein. Denn der Journalismus ist dafür zuständig, neutral und wahrheitsgemäß über gesellschaftlich relevante Vorgänge zu informieren und die Leser über die Hintergründe aufzuklären.

Es geht darum, den Lesern sachlich zu schildern, was geschieht, damit sie sich ihre eigene Meinung bilden können. Im Unterschied dazu sind Prominenz oder Skandale oft nur eine willkommene Gelegenheit, um das Interesse an einer Meldung (künstlich) zu erhöhen.

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Quellen

Tatsächlich werden Nachrichten aber oft gar nicht in den Redaktionen ausgewählt, sondern schon vorher bei den Presseagenturen. Wenn die Deutsche Presseagentur (DPA) eine Nachricht als Eilmeldung weiterleitet, hat das Ereignis allein schon wegen dieser Einstufung einen hohen Nachrichtenwert.

Neben der DPA beliefern die Pressestellen von Parteien, Behörden, Organisationen und Unternehmen die Redaktionen mit Nachrichten. Gerade bei Pressemitteilungen ist aber immer eine gewisse Skepsis gefragt.

Denn Medienprofis wissen durchaus, dass eine Pressemitteilung mit hohem Konfliktpotenzial den Kriterien für den Nachrichtenwert in die Karten spielt.

Aus ihrer gesellschaftlichen Verantwortung heraus sollten Medien deshalb nicht dankbar über jedes Stöckchen springen, das ihnen hingehalten wird. Stattdessen sollten sie sowohl den Wahrheitsgehalt als auch den Nachrichtenwert einer Meldung stets kritisch überprüfen.

Seriöser Qualitätsjournalismus zeichnet sich dadurch aus, dass er sorgfältig abwägt, ob und wie eine Nachricht veröffentlicht wird.

Neben den klassischen W-Fragen gehört dazu auch, zu klären, woher die Informationen stammen und wer von der Veröffentlichung profitiert.

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Hier schreiben Wolfgang Stocker, freier Journalist, Sabine Lankmann, - Inhaberin Medienagentur, Heiko Rieder, 44 Jahre - Journalist und Christian Gülcan - Inhaber Artdefects Media Verlag (2009 Presseausweis/ DJV) und Ferya Gülcan - Inhaberin Onlinemedien-Agentur. Wir möchten Wissenswertes über die Pressearbeit und Journalismus vermitteln, sowie einen Überblick über die Medienlandschaft in Deutschland geben.

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