In 5 Schritten zum Datenjournalismus, 2. Teil

In 5 Schritten zum Datenjournalismus, 2. Teil

Der gekonnte Umgang mit Daten wird immer wichtiger. Gleichzeitig bilden Daten eine äußerst wichtige Informationsquelle. Dabei führen fünf Schritte den Journalisten zum Datenjournalismus.

Der Journalismus hat schon immer mit Daten gearbeitet. Allerdings werden heutzutage zu praktisch jedem Thema und Sachverhalt unzählige Daten erhoben. Damit steigt die Menge an Informationen und Fakten kontinuierlich an. Gleichzeitig sind die Möglichkeiten, wie Daten recherchiert, erfasst, ausgewertet und aufbereitet werden können, vielfältiger denn je.

Damit wird der gekonnte Umgang mit Daten zu einer immer wichtigeren Schlüsselkompetenz. Denn nur wenn der Journalist Daten überblicken, zusammentragen und richtig einzuordnen kann, kann er gesicherte Informationen vermitteln und interessante Geschichten aufdecken. Und das, ohne auf vorgefertigte Studien und PR-Zahlen angewiesen zu sein.

Der Datenjournalismus ist in diesem Sinne vor allem eine Recherchetechnik. Gleichzeitig entwickelt er sich aber zunehmend zu einem maßgeblichen Handwerksinstrument im modernen Journalismus des digitalen Zeitalters. Und in der praktischen Unsetzung lassen sich fünf Schritte ausmachen, die vom Datensatz zur fertigen Story führen.

So besteht der erste Schritt darin, die Ausgangsfrage zu formulieren. Im zweiten Schritt geht es darum, die benötigten Daten zusammenzutragen. Diese beiden Schritte haben wir im 1. Teil dieses Beitrags ausführlich erklärt.

 

Hier ist der 2. Teil:

 

  1. Schritt: Daten ordnen

Nachdem der Journalist seine Ausgangsfrage oder These formuliert und die dazugehörigen Daten recherchiert hat, muss er seinen Datensätzen nun Struktur verleihen. Dabei arbeitet er seine vorhandenen Daten mit Blick auf sein Thema durch.

Hat er eine Ausgangsfrage definiert, sucht er also in seinen Daten nach passenden Antworten. Geht es um eine These, versucht der Journalist in seinen Datensätzen Informationen zu finden, die seine These belegen, untermauern oder eben widerlegen.

Bei unserem Beispiel lautete die Ausgangsfrage für den Artikel:

Wie haben sich die Chancen auf einen Ausbildungsplatz in den vergangenen 25 Jahren entwickelt?

Da diese Frage auf eine Entwicklung abzielt, wird sich der Journalist in erster Linie auf Zahlenreihen konzentrieren und seine Erkenntnisse in einem Tabellenkalkulationsprogramm zusammenfassen. In diesem Zuge sollte der Journalist alle Daten und Fakten, die er nicht benötigt, aussortieren. In unserem Fall wären das Werte, die älter sind als 25 Jahre, und Angaben, die für die Fragestellung keine Bedeutung haben.

Grundsätzlich sollte der Journalist übrigens versuchen, so wenig Reihen und Spalten wie möglich anzulegen. Denn je einfacher und übersichtlicher sein Arbeitsdokument gehalten ist, desto leichter und besser findet sich der Journalist später darin zurecht.

Oft wird es zudem notwendig sein, dass der Journalist Daten aus verschiedenen Dateien in einem Dokument zusammenführt. Voraussetzung dafür ist aber, dass die Reihen einen gemeinsamen Nenner haben. Ein Beispiel: Angenommen, die Angaben zu den Ausbildungsplätzen in einem Beruf sowie den Branchen und den Unternehmensgrößen, die diesen Beruf ausgebildet haben, sind auf drei Dateien verteilt.

Um sie zusammenzuführen, legt der Journalist ein neues Dokument an und kopiert die Daten aus den Ursprungsdateien für das entsprechende Jahr in das neue Dokument. Das Jahr ist in diesem Fall der gemeinsame Nenner. Wichtig in diesem Zusammenhang ist auch, dass der Journalist auf eine einheitliche Schreibweise achtet. Denn wenn er einen Inhalt unterschiedlich benennt, wird er später nicht mehr durchblicken.

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Noch ein Tipp:

Bevor der Journalist damit beginnt, seine Datensätze zu ordnen und zu strukturieren, sollte er sich von jeder Original-Datei eine Kopie anfertigen. Die Kopien kann er so bearbeiten, wie er es für richtig hält. Das Original hingegen stellt sicher, dass alle Daten nach wie vor unverändert vorhanden sind und der Journalist darauf zurückgreifen kann, falls er beispielsweise aus Versehen etwas gelöscht hat oder eine Datei abstürzt.

 

  1. Schritt: Daten analysieren

Die Datenanalyse ist das Herzstück der datenjournalistischen Arbeit. Denn beim Filtern und Auswerten der Daten geht es darum, die Geschichte dahinter aufzuspüren. Dabei gibt es viele verschiedene Geschichten, die Daten erzählen können. So ist es beispielsweise möglich,

  • Entwicklungen, Veränderungen und Trends,
  • Unregelmäßigkeiten und Ausreißer,
  • Muster und Vergleiche,
  • Gewinner und Verlierer,
  • Summen und Anteile oder
  • geographische, gesellschaftliche, wirtschaftliche und andere Verteilungen

aufzuzeigen. Mit Blick auf die Ausbildungsplätze ist vor allem die Entwicklung interessant. Welche Trends haben sich in den vergangenen 25 Jahren abgezeichnet?

Dabei sind für die Geschichte neben den absoluten Zahlen auch die relativen Daten von Bedeutung: Wie viele Ausbildungen wurden abgebrochen? In welchen Berufen war die Abbruchrate besonders hoch? War die Abbruchrate in den Städten oder auf dem Land höher?

An dieser Stelle kommt ein weiteres, im Datenjournalismus überaus wichtiges Element ins Spiel: die Prozentrechnung. Damit wird auch klar, warum der Journalist seine Datensätze in einem Tabellenkalkulationsprogramm anlegen sollte. Denn diese Programme erlegen die Berechnungen mit wenigen Klicks.

Je nach Datenlage kann der Journalist seine Fragen an den Datensatz immer stärker konkretisieren, zunehmend tiefer in die Thematik eintauchen und weitere Erkenntnisse gewinnen. Vom Grundprinzip her lässt sich die Datenanalyse nämlich mit der Arbeit eines Bildhauers vergleichen. So hat der Bildhauer zunächst einen großen Steinbrocken vor sich, den er erst grob in Form bringt und anschließend immer weiter ausarbeitet, bis feine Details zu erkennen sind. Genauso bearbeitet der Journalist seine Daten.

 

  1. Schritt: Ergebnisse verarbeiten

Wenn der Journalist seine Daten bearbeitet und ausgewertet hat, liegen ihm die Erkenntnisse vor, die die Antwort auf seine Ausgangsfrage liefern. So weiß er beispielsweise, dass immer mehr Ausbildungsplätze unbesetzt bleiben, obwohl es zunehmend weniger potenzielle Azubis gibt, die sich um diese Plätze bewerben.

Seine Erkenntnisse kann der Journalist nun ganz klassisch aufbereiten und als Artikel veröffentlichen. Daneben kann er sie oft für weitere Recherchen nutzen, etwa wenn eine Branche einen Umbruch erlebt. Eine weitere Möglichkeit ist, die Erkenntnisse grafisch aufzubereiten. Vor allem Zahlenwerte lassen sich durch Linien- oder Tortendiagramme nämlich anschaulicher vermitteln als durch bloßen Text.

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Hier schreiben Wolfgang Stocker, freier Journalist, Sabine Lankmann, - Inhaberin Medienagentur, Heiko Rieder, 44 Jahre - Journalist und Christian Gülcan - Inhaber Artdefects Media Verlag (2009 Presseausweis/ DJV) und Ferya Gülcan - Inhaberin Onlinemedien-Agentur. Wir möchten Wissenswertes über die Pressearbeit und Journalismus vermitteln, sowie einen Überblick über die Medienlandschaft in Deutschland geben.

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