Der berufliche Alltag im Journalismus, 3. Teil

Der berufliche Alltag im Journalismus, 3. Teil

Journalist ist nicht gleich Journalist. Denn je nachdem, wo der Journalist arbeitet, kann sich sein Beruf ganz unterschiedlich gestalten. In einer mehrteiligen Beitragsreihe beleuchten wir den beruflichen Alltag im Journalismus in den verschiedenen Sparten. Dabei haben wir mit Journalisten bei Tageszeitungen und anderen Printmedien sowie in Nachrichtenagenturen begonnen. Anschließend folgten Online-Journalisten und Pressesprecher.

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Der berufliche Alltag im Journalismus, 3. Teil

Jetzt, im 3. und letzten Teil, kümmern wir uns um Journalisten im Rundfunk:

Radio

Die meisten Radiosender bieten vielseitige Einsatzmöglichkeiten für Journalisten. Denn am Radioprogramm wirken Reporter, Redakteure, Autoren, Moderatoren und Programmplaner mit.

Wer für ein Nachrichtenprogramm oder in einer Nachrichtenredaktion tätig werden möchte, muss vor allem schnell arbeiten können. Auch eine flüssige Sprache ist wichtig.

Denn die Sätze sind kurz und der Sprachstil muss einfach sein. Schließlich haben die Zuhörer nicht die Möglichkeit, sich einen Satz mehrfach anzuhören, wenn sie ihn nicht auf Anhieb verstanden haben. Weil Radio überwiegend nebenbei gehört wird, ist zudem wichtig, aufzufallen. Wenn der erste Satz nicht sitzt, schalten die Zuhörer weg.

Seine Informationen bekommt der Radiojournalist meist von einer Nachrichtenagentur.

Die Recherche spielt für ihn deshalb eine Nebenrolle. Er versteht das Radio eher als ein Medium, das anreißt. Nur manchmal verfolgt er eine Geschichte weiter, hakt nach und recherchiert die Hintergründe.

Bei einem Autor für längere Beiträge sieht die Sache schon ganz anders aus. Er feilt lange an den einzelnen Sätzen, wählt eine Musik aus, die er mit den gesprochenen Texten mischen kann, und arbeitet bei der Produktion mit verschiedenen Sprechern zusammen. Eine Radioreportage muss sauber und genau produziert sein. Deshalb braucht der Autor Ausdauer und Geduld.

Dafür hat ein Radiojournalist, der für längere Beiträge zuständig ist, einen Vorteil gegenüber den Kollegen, die tagesaktuell am Programm mitwirken: Seine Stimme spielt keine Rolle.

Denn Hörspielautoren, Nachrichtenschreiber oder Autoren von langen Reportagen erarbeiten nur die Texte und übergeben diese anschließend an professionelle Sprecher.

Im aktuellen Programm spricht der Radiojournalist seine Texte in aller Regel selbst. Wer anfangs damit Probleme hat, kann durch ein gezieltes Training mit Sprecherziehung und Atemübungen Nervosität, eine unsaubere Aussprache oder einen starken Dialekt aus dem Weg räumen.

Andererseits können gerade ungewöhnliche Stimmen oder markante Aussprachen besondere Einsatzbereiche eröffnen. In Hörspielen oder in der Comedy zum Beispiel.

Auch ein technisches Verständnis ist wichtig. So nimmt ein Radiojournalist etwa Interviews selbst auf und schneidet den Beitrag anschließend mit einem Computerprogramm. Dabei zählt vor allem, dass Zitate – oder der O-Ton, wie es in der Radiosprache heißt – verständlich und in der richtigen Lautstärke aufgenommen sind.

Ein recht großer Unterschied im Berufsbild ergibt sich nicht zuletzt daraus, ob der Radiojournalist bei einem privaten oder einem öffentlich-rechtlichen Radiosender arbeitet.

Bei den meisten privaten Radiosendern geht es in erster Linie um gute Unterhaltung. Im Unterschied dazu verpflichtet der Rundfunkstaatsvertrag die öffentlich-rechtlichen Sender dazu, ein Mindestmaß an Information bereitzustellen. Für den Journalisten bedeutet das, dass er bei den öffentlich-rechtlichen Radiostationen mehr Möglichkeiten hat, journalistisch zu arbeiten und sich auszuprobieren.

Der berufliche Alltag im Journalismus, 3. Teil (1)

Fernsehen

Ein Fernsehjournalist muss ein Teamplayer sein. Bis sein Beitrag gesendet wird, ist er viele Arbeitsschritte mit unterschiedlichen Kollegen gegangen. Tatsächlich arbeitet der Großteil aller TV-Redakteure hinter den Kulissen.

Nur sehr wenige von ihnen stehen auch vor der Kamera. Wobei den Job vor der Kamera oft Moderatoren übernehmen, die keine Redakteure sind.

Im Berufsalltag gibt es vor allem zwei Wege, wie sich der Fernsehjournalist Bildmaterial beschafft. Entweder er geht mit einem eigenen Kamerateam zum Ort des Geschehens oder – und das ist die häufigere Variante – er bleibt im Büro und bekommt das Bildmaterial von TV-Agenturen.

Ähnlich wie Nachrichtenagenturen stellen TV-Agenturen fertiges oder halbfertiges Bildmaterial zur Verfügung. Geht es um Geschehnisse rund um den Globus, sind die meisten Fernsehsender auf diesen Service angewiesen.

Der Redakteur schaut sich das Material an und notiert sich die wichtigsten Szenen. Dabei denkt er wie ein Dramaturg und verknüpft in seinem Kopf die Bilder mit der Geschichte. Als TV-Redakteur schlüpft er in die Rolle eines Erzählers, der die Bilder geschickt mit Text verknüpft.

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Deshalb kann er kreativer sein als ein Nachrichtenredakteur.

Allerdings muss der TV-Redakteur aufpassen, dass es nicht zur sogenannten Bild-Text-Schere kommt. Das ist der Fall, wenn die Bilder und der Text auseinanderdriften.

Der Leser ist dann so von den Bildern abgelenkt, dass er den Faden verliert und nicht mehr zuhört. Beides miteinander zu verknüpfen, ist aber nicht immer einfach.

So zum Beispiel, wenn der Fernsehjournalist über eine wichtige Sitzung mit weitreichenden Beschlüssen berichtet, die Bilder aber nur Personen in chicen Anzügen an grauen Konferenztischen zeigen.

Nach dem Sichten des Bildmaterials setzt sich der Redakteur mit dem Cutter ins Studio, um den Beitrag zu schneiden. Dabei liest der Redakteur seinen Text laut vor, damit beide wissen, wie viel Bild für die einzelnen Informationsabschnitte notwendig ist.

Beim Schneiden ist ein gutes Zusammenspiel zwischen Redakteur und Cutter unverzichtbar. Denn oft steht für die Arbeit nur sehr wenig Zeit zur Verfügung. Danach wird der Beitrag noch vertont. Manchmal spricht der Redakteur seinen Text selbst, manchmal übernimmt das ein professioneller Sprecher.

Ein echtes Highlight ist, wenn der TV-Journalist selbst vor der Kamera steht. Meistens übernehmen diesen Job erfahrene Korrespondenten, die exklusive Berichte für die Heimatredaktion erstellen.

Sie müssen professionell und konzentriert ans Werk gehen und brauchen, vor allem bei Live-Schaltungen, eine gute Portion Schlagfertigkeit.

Die meisten Fernsehjournalisten schätzen an ihrem Beruf, dass sie kreativ und spontan sein können. Außerdem können sie ihre Persönlichkeit viel stärker einbringen als in den Printmedien und im Radio.

Eine Schattenseite ist aber, dass das Fernsehen die Möglichkeiten einschränkt, umfangreiche Informationen zu übermitteln. Denn die Sendezeit ist knapp, oft gibt es kaum gutes Bildmaterial und der technische Aufwand macht die Recherche schwierig.

Wer bei einem TV-Magazin arbeitet, hat die Chance, mit investigativem Journalismus echte Akzente zu setzen.

Ansonsten besteht die Arbeit von Fernsehjournalisten hauptsächlich darin, hinter den Kulissen Nachrichten zu schreiben. Aus diesem Grund stellen die Fernsehsender gerne Journalisten ein, die aus Nachrichtenagenturen kommen.

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