Der berufliche Alltag im Journalismus, 2. Teil
Der Beruf des Journalisten schließt mehrere Berufsbilder ein. Sie unterscheiden sich danach, wo der Journalist arbeitet. In einer Beitragsreihe schauen wir uns den beruflichen Alltag im Journalismus je nach Sparte einmal genauer an. Dabei haben wir im 1. Teil mit Journalisten bei Tageszeitungen und Zeitschriften sowie in Nachrichtenagenturen begonnen.
Jetzt, im 2. Teil, nehmen wir uns Online-Journalisten und den Pressesprecher vor:
Online-Magazine
Erfahrungsgemäß gibt es nur wenige Journalisten, die in den sehr frühen Morgenstunden Lust haben, schnelle Meldungen und gute Berichte zu formulieren. Doch in einem Online-Magazin muss zumindest die Frühschicht diese Aufgabe leisten.
Denn an jedem Tag braucht es einen neuen Aufmacher und die News müssen aktualisiert werden. Wenn die User nach dem Frühstück ihre Computer hochfahren, muss das Neueste vom Tage für sie bereitstehen.
Für den Online-Journalisten heißt das, dass er recherchiert, telefoniert, Bildideen bespricht, Texte erstellt und Formatierungen festlegt. Um Zeit zu sparen, werden die Texte dann oft in einer Rohform hochgeladen.
Rohform meint, dass die eigentliche Meldung schon im Netz steht, die Links dazu aber noch fehlen. Dabei sind es gerade die Links, die dem Internet-Journalismus seinen Vorsprung gegenüber den anderen Medien verschaffen.
Denn zusätzliche und weiterführende Informationen zu einem Thema lassen sich nirgends so schnell und einfach einbinden wie online.
So kann eine Tageszeitung kaum auf einen Bericht verweisen, der vor einigen Wochen erschienen ist. Dafür müssten die Leser nämlich genau diese Ausgabe gerade zur Hand haben.
Auch das Radio und das Fernsehen können schwerlich an Beiträge anknüpfen, die irgendwann vorher ausgestrahlt wurden. Im Unterschied dazu bietet das Internet ein schier unerschöpfliches Gedächtnis.
Die User können mit einem einfachen Klick innerhalb weniger Sekunden Hintergründe, Vorgeschichten, bisherige Entwicklungen, Porträts, Vergleichsübersichten, Bildergalerien und verschiedenste andere Informationen abrufen.
Auf diese Weise können sie sich umfassend in die Materie einarbeiten.
Diese Möglichkeit machen sich übrigens auch Journalisten anderer Medien gerne zunutze. Die Links werden deshalb im Laufe des Tages in die Rohfassungen der Berichte, die schon online sind, eingefügt.
In der Online-Redaktion steht im Laufe des Vormittags eine Konferenz an.
Was melden die Nachrichtenagenturen, die Tageszeitungen, die Radio- und Fernsehsender und die anderen Online-Magazine heute? Welches Thema dominiert die Schlagzeilen? Welche wichtigen Ereignisse stehen an diesem Tag an?
Zusammen mit den Kollegen bespricht der Online-Journalist das Tagesprogramm für sein Ressort mit der Chefredaktion. Doch das Ganze darf nicht zu lange dauern. Schließlich erwarten die User gerade im Internet zeitnahe Informationen.
Und nicht selten kommt es vor, dass die Themen, die der Online-Journalist eigentlich geplant hatte, von den aktuellen Tagesereignissen über den Haufen geworfen werden und er umplanen muss.
Neben den schnellen und aktuellen News arbeitet der Online-Journalist natürlich auch an exklusiven Storys. Oft bildet dafür eine Agenturmeldung die Basis, die ein interessantes Thema anspricht, aber nicht alle Fragen beantwortet.
Dann recherchiert der Online-Journalist zu diesem Thema, trägt alle relevanten Informationen zusammen und schreibt einen Beitrag dazu. Print-Journalisten arbeiten im Prinzip genauso.
Der Online-Journalist hat aber den Vorteil, dass er seinen Artikel sofort veröffentlichen kann, während die Print-Journalisten ihre Artikel frühestens auf den Markt bringen können, wenn die nächste Ausgabe der Zeitung oder Zeitschrift gedruckt ist.
Ist ein Online-Magazin mit einer Print-Ausgabe verknüpft, finden aber in den meisten Fällen auch die aufwendig erstellten Beiträge der Print-Redaktion ihren Weg auf die Online-Plattform.
Eine weitere Besonderheit, die der Online-Journalismus bieten kann, sind Live-Ticker. Oft sind daran zwei Journalisten beteiligt. Ein Journalist ist live am Ort des Geschehens und versorgt den Kollegen in der Reaktion im viertelstündlichen Takt mit Informationen.
Der Kollege in der Redaktion wertet die Informationen aus, filtert die entscheidenden Daten und Fakten heraus, besorgt bei Bedarf Hintergrundwissen und stellt die Kurzmeldungen online.
Die User können die Ereignisse so nahezu in Echtzeit mitverfolgen, verpassen nichts Wichtiges, müssen aber auch keine Zeiten totschlagen, in denen nichts Aufregendes passiert.
Der Berufsalltag im Online-Journalismus ist spannend und abwechslungsreich. Aber der Beruf ist auch anstrengend, denn der Online-Journalist muss schnell und flexibel sein.
Pressesprecher
Im Zusammenhang mit Journalismus denken viele vermutlich nicht an den Beruf des Pressesprechers. Zumal ein Pressesprecher nicht unabhängig arbeitet und neutral berichtet, sondern seinen Arbeitgeber nach außen vertritt und sich zu vorgegebenen Themen äußert.
Doch das ist so nicht ganz richtig:
Auch Journalisten decken nicht ständig Skandale auf, reisen um die Welt und können sich ihre Themen frei aussuchen. Vielmehr sind sie ebenso an die Vorgaben ihrer Chefredakteure und Verlage gebunden.
Ein Pressesprecher kann bei einem Unternehmen, einem Verband, einer Partei, einem Verein, einer Initiative oder einer anderen Organisation tätig sein und bildet die Schnittstelle zwischen innen und außen. Seine Aufgabe ist, intern zu vermitteln, wie die Öffentlichkeit den Arbeitgeber wahrnimmt, und andersherum die Sichtweise des Arbeitgebers nach außen zu tragen.
Ein Pressesprecher verfasst Pressemitteilungen, schreibt Reden und organisiert Pressekonferenzen. Außerdem beobachtet er, was die Medien berichten, und steht in Kontakt mit ihnen.
Viele Pressesprecher haben früher als Journalisten gearbeitet und wissen dadurch sehr genau, was die Medien in welcher Form brauchen.
Wichtig ist, dass ein Pressesprecher ein guter Teamplayer ist. Denn eine Pressemitteilung formuliert er oft im Zusammenspiel mit Juristen und anderen Experten, die es mitunter von den eigenen Ideen zu überzeugen gilt.
Dabei ist der Pressesprecher immer auch ein Ratgeber seines Vorgesetzten. Trotzdem sind Ehrlichkeit und Offenheit Pflicht.
Hat es sich der Pressesprecher einmal mit der Presse verscherzt, steht sein Job auf sehr wackeligen Beinen.
Bei all dem Engagement sollte ein Pressesprecher nicht eitel sein. Sein Erfolg bemisst sich danach, wie gut sein Arbeitgeber in der Öffentlichkeit dasteht. Er leistet also die Arbeit, die seinem Arbeitgeber im besten Fall die Lorbeeren einbringt.
Mehr Ratgeber, Tipps und Anleitungen:
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Thema: Der berufliche Alltag im Journalismus, 2. Teil
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