Der berufliche Alltag im Journalismus, 1. Teil
Journalist ist nicht gleich Journalist. Vielmehr umfasst der Beruf des Journalisten viele verschiedene Berufsbilder, die sich danach unterscheiden, wo der Journalist tätig ist. In einer Beitragsreihe werfen wir einen Blick auf den beruflichen Alltag im Journalismus. Dabei beginnen wir mit Journalisten bei Tageszeitungen und in Nachrichtenagenturen.
Tageszeitungen und Zeitschriften
So manchem Redakteur bei einer Tageszeitung wird nachgesagt, dass er seinen Beruf nur deshalb gewählt hat, weil er eine Nachteule ist und ausschlafen will. Tatsächlich beginnen sehr viele Redakteure ihren Arbeitstag gegen zehn oder elf Uhr morgens, arbeiten dafür aber auch bis spät am Abend.
Einige Redakteure starten sogar erst am Nachmittag und bleiben bis Mitternacht in der Redaktion, kurz bevor die Zeitung in den Druck geht. Bei den Redakteuren von Zeitschriften geht es ruhiger zu. Doch auch sie kommen ins Schwitzen, wenn der Redaktionsschluss der aktuellen Ausgabe naht.
Redakteure haben oft abends Termine oder verbringen ihre Zeit in Ratssitzungen, bei Tarifverhandlungen oder bei Theateraufführungen, Konzerten und Filmpremieren. Für ein entspanntes Familienleben sind solche Arbeitszeiten alles andere als ideal.
Davon abgesehen ist längst nicht jeder, der als Schüler gute Deutschnoten hatte und gerne Texte schreibt, automatisch ein guter Journalist. Denn ein Journalist verbringt den Großteil seiner Zeit damit, die Informationen zusammenzutragen, die er später zu einem Artikel verarbeitet.
Im englischsprachigen Raum wird deshalb sogar klar zwischen Reportern, die Daten und Fakten recherchieren, und Redakteuren, die Informationen zu Texten verarbeiten, unterschieden.
Letztere heißen „editors“. Hierzulande übernimmt aber in aller Regel ein Journalist beide Aufgaben.
Redakteure führen also unzählige Telefonate, durchforsten das Internet und andere Quellen oder suchen den Ort des Geschehens auf, um mit Beteiligten zu sprechen, Informationen zu bekommen und Hintergründe zu erfahren.
Anschließend schreiben sie einen Beitrag, der so viele Zeilen umfasst, wie es der verantwortliche Chefredakteur, der für die Seitengestaltung zuständig ist, zulässt. Nur bei Leitartikeln und Feuilletons ist es hin und wieder erlaubt, die eigenen Überlegungen stärker zu gewichten als die Recherche.
Ist ein Artikel fertig, wird er von einem Kollegen redigiert. Dieser überprüft, ob der Text sachlich richtig, logisch, verständlich und gut lesbar verfasst ist. Oft ist es notwendig, den Artikel in Teilen umzuschreiben.
Etliche Beiträge, die von einem namhaften Korrespondenten oder Reporter stammen, sind in Wahrheit eher das Werk des Redakteurs, der ihn redigiert hat.
Von einigen wenigen Berichterstattern in interessanten Regionen dieser Welt einmal abgesehen, ist der berufliche Alltag der meisten Journalisten im Printbereich also ziemlich unspektakulär. Spannend ist er aber trotzdem. Denn wer sich eine gewisse Neugier bewahrt hat, kann ständig etwas dazulernen.
Nachrichtenagenturen
Sehr schnell verstehen, zügig recherchieren, flott einordnen, sicher formulieren und flink schreiben: Dieses Können sollte ein guter Nachrichtenredakteur haben. Dazu braucht er eine breite Allgemeinbildung. Denn oft muss er auf die Schnelle zum Experten für ein Themengebiet werden.
Wichtig ist außerdem ein hohes Maß an Flexibilität. Regelmäßige Wechsel des Einsatzortes sind keine Seltenheit. Die Nachrichtenagenturen haben ein mehr oder weniger dichtes Netz an Büros in Deutschland und beschäftigen Korrespondenten im Ausland.
Die Arbeit in einer Agentur bietet viel Spannung und Abwechslung. Jeden Tag gibt es Neuigkeiten und unerwartete Ereignisse. Der Journalist steht dabei an vorderster Front. Denn die Agenturen sind den anderen Medien im Informationsfluss in aller Regel vorgeschaltet.
Sie berichten über Geschehnisse, die anschließend über den Ticker an die Zeitungen, das Radio und das Fernsehen gehen. Die Agenturen sind also gewissermaßen die Späher für die übrigen Medien. Diese reagieren oft danach oder nutzen die Nachrichten als Grundlage für eigene Recherchen.
Die weite und schnelle Verbreitung der Meldungen geht mit viel Verantwortung einher. Sorgfalt und Konzentration sind unerlässlich.
Während Journalisten bei Tages- und Wochenzeitungen, Zeitschriften und in TV-Magazinen meist nach spannenden News jagen, ist der Agentur-Journalist eher derjenige, der die Meldungen sammelt und die Rolle des Chronisten übernimmt. Fast im Minutentakt stellt er seinen Kunden und Kollegen einen Service mit einem breiten Themenspektrum bereit.
Nachrichtenagenturen wie zum Beispiel die Deutsche Presse-Agentur (dpa) als größte ihrer Art in Deutschland bieten außerdem heißbegehrte Volontariate an. Junge Journalisten werden dabei zu Allround-Talenten ausgebildet, die vielseitig eingesetzt werden können.
Für Agentur-Journalisten ist es deshalb vergleichsweise leicht, von einer Agentur in die Redaktionen anderer Medien zu wechseln. Umgekehrt gestaltet sich ein Wechsel deutlich schwerer.
Im Laufe der Zeit haben die Nachrichtenagenturen ihre Rolle als reine Nachrichtensammler hinter sich gelassen. Sie bieten vermehrt zusätzliche Dienste wie eigene Themenpakete, Reportagen oder Online-Angebote an.
Die Agentur-Journalisten haben dadurch mehr Raum, um ihr Talent einzubringen.
Trotzdem besteht der überwiegende Teil der Arbeit darin, trockene Nachrichten zu schreiben. Möchte ein Journalist tiefgründig recherchieren, Spektakuläres aufdecken oder unterhaltsame Reportagen und spitze Kommentare verfassen, ist er in einer Agentur eher schlecht aufgehoben.
Formate jenseits der klassischen Meldung spielen in Nachrichtenagenturen bestenfalls eine untergeordnete Rolle. Auch wenn der Journalist gerne im Rampenlicht stehen und seinen Namen über Beiträgen lesen möchte, muss er in einer Agentur zurückstecken.
Die Redakteure arbeiten dort eher still im Hintergrund. Einige Journalisten beginnen ihre Karriere deshalb in einer Nachrichtenagentur und wechseln später zu einem anderen Medium.
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