Das Foto im Journalismus, 1. Teil

Das Foto im Journalismus, 1. Teil 

Fotos lockern einen kompakten Beitrag auf, machen Inhalte anschaulicher und unterstützen die Aussage eines Artikels. Doch gut gemacht und geschickt eingesetzt, sind Bilder nicht nur nettes Beiwerk, sondern enthalten einen eigenen Kommunikationswert.

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Früher war es üblich, Bilder einzusetzen, wenn der Textbeitrag mal wieder etwas zu kurz geraten war. Heute darf das Layout durchaus die eine oder andere Lücke aufweisen. Diese Lücke wird dann als Weißraum bezeichnet. Trotzdem sind Fotos und Bilder im Journalismus nach wie vor sehr beliebt.

Und selbst im Onlinejournalismus, wo Textlängen und Seitenlayouts bei Weitem nicht die Bedeutung haben wie bei gedruckten Medien, wird gerne mit Fotos gearbeitet. Welchen Stellenwert also hat das Foto im Journalismus? Und was macht ein gutes Foto aus? Diesen Fragen gehen wir in einem zweiteiligen Beitrag nach.

Hier ist Teil 1.

 

Die Verwendung vom Foto im Journalismus

Was die Verwendung von Fotos und Bildern in Medien angeht, so werden im Wesentlichen vier verschiedene Formen voneinander unterschieden:

 

1. Befriedigung von Neugier

Ob Preisverleihung, feierliche Eröffnung, Umweltkatastrophe oder schwerer Unfall: Besondere Ereignisse sind vielen Medien ein Foto wert. Im günstigsten Fall ermöglicht die Redaktion ihren Lesern durch das Foto, am Ereignis teilzuhaben oder am Schicksal der Betroffenen aufrichtig Anteil zu nehmen. Im ungünstigsten Fall leistet das Foto seinen Beitrag dazu, die Neugier und die voyeuristischen Instinkte der Leser zu befriedigen.

Inhaltlich hat ein solches Foto aber oft nur wenig Aussagekraft. Diese Variante taucht daher in erster Linie im Boulevardjournalismus auf. Daneben sind solche Fotos in Medien wie Mitarbeiter- oder Vereinszeitschriften beliebt, wo sie der internen Kommunikation dienen und das Zusammengehörigkeitsgefühl stärken sollen.

 

2. Symbolcharakter

Ein Symbolfoto kommt vor allem dann zum Einsatz, wenn der Beitrag eine optische Auflockerung braucht, das Thema selbst aber nicht unbedingt ein Bildmotiv hergibt. Die aktuelle Einsatzstatistik der örtlichen Polizei beispielsweise eignet sich kaum als Foto und auch eine Aufnahme von der Polizeiwache oder ein Bild, das zeigt, wie der Bürgermeister die Mappe mit der Statistik entgegennimmt, macht nicht viel her. Interessanter kann da schon ein Foto von einem früheren Polizeieinsatz sein.

Wenn ein symbolträchtiges Bild als Ersatz verwendet wird, muss aber darauf hingewiesen werden, dass es sich nicht um eine Aufnahme handelt, die ein aktuelles Geschehen dokumentiert. Denn ohne diesen Hinweis würde eine irreführende Aussage vermittelt. Generell hat ein Symbolfoto inhaltlich nur eine begrenzte Aussagekraft. Seine Aufgabe besteht eher darin, den Text angenehm zu begleiten und das Thema durch einen passenden Platzhalter visuell aufzubereiten.

 

3. Dokumentation

Ein solches Foto ergänzt den Beitrag, indem es zusätzliche Informationen oder Erklärungen vermittelt. Es eignet sich gut, um die Aussage oder die Inhalte des Beitrags für die Leser anschaulicher und greifbarer zu machen. Wenn der Artikel beispielsweise über ein innovatives Produkt berichtet, ein seltenes Geschehen dokumentiert oder ein bedeutsames Ereignis beschreibt, können sich die Leser durch das Foto buchstäblich ein Bild von den beschriebenen Inhalten machen.     

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Bei einem Foto, das illustrieren und dokumentieren soll, sind aber zwei Punkte sehr wichtig. Der erste Punkt ist, dass das Foto eine klare, deutliche und unmissverständliche Aussage braucht. Wenn das Foto einfach nur die Situation festhält, ist zwar vielleicht alles drauf, was wichtig scheint. Die Leser bleiben aber mit offenen Fragen zurück, weil das Foto für sich nicht ausreicht, um die darauf abgebildeten Inhalte zu erklären.

Der zweite Punkt ist, dass ein Foto, das illustrieren und dokumentieren soll, einen Mehrwert haben sollte. Es sollte den Lesern neue, zusätzliche Informationen bieten und nicht nur das, was ohnehin schon im Text steht, nacherzählen. Wenn der Artikel beispielsweise von einer Endlosbaustelle in der Innenstadt berichtet, die schon seit Wochen zu massiven Verkehrsbehinderungen führt, ist ein Foto, das den Stau zeigt, nicht sehr einfallsreich.

Ein spannendes Foto würde eher die Hintergründe der Geschichte beleuchten und einfangen, etwa warum sich die Bauarbeiten verzögern, wie die Autofahrer reagieren oder welche Auswirkungen die Abgase haben. 

 

4. Direkte Ansprache

Wenn Fußballfans, gekleidet und geschminkt in den Farben ihres Vereins, begeistert in die Luft springen, die Arme in die Höhe reißen, lachen, klatschen und sich weinend in den Armen liegen, während von oben Konfettiregen auf sie herunterfällt, dann geht es bei dem Foto nicht nur um die reine Dokumentation oder die symbolische Darstellung eines Sieges. Und es spielt auch keine Rolle, wer die Personen auf dem Foto sind.

Das Foto will Emotionen einfangen und die Leser mitreißen. Das Foto soll die Leser direkt ansprechen und sie dazu bringen, vom passiven Lesen ins aktive Miterleben zu wechseln. Beim Anblick des Fotos sollen Gefühle wie Freude, Begeisterung oder auch Mitleid, Wut oder Ekel aufkommen.

Ein solches Foto, das mit den Lesern kommuniziert, gilt einerseits als die Königsdisziplin des Fotojournalismus. Andererseits stehen einige Medien solchen Fotos sehr skeptisch gegenüber, weil gerade die Emotionalität mit Manipulation in Verbindung gebracht wird und die Objektivität mitunter fehlt.  

 

Das Foto als journalistische Darstellungsform

Allein schon die verschiedenen Verwendungsformen machen deutlich, dass das Foto im Journalismus mehr ist als nur ein simples Bild, das einen Beitrag optisch aufwertet. Der Redakteur, der Fotos erstellt, ist keineswegs nur ein Fotograf. Stattdessen ist er genauso Journalist wie seine schreibenden Kollegen. Er verwendet zwar andere technische Hilfsmittel.

Doch die Grundregeln, die Prinzipien und in weiten Teilen sogar die journalistischen Stilmittel bleiben sich gleich. Auch der Fotojournalist ist also ein gestandener Journalist und seine Bilder sollten den Anspruch erheben, ebenso eine journalistische Darstellungsform zu sein wie Artikel, Berichte, Meldungen oder Reportagen.

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Hier schreiben Wolfgang Stocker, freier Journalist, Sabine Lankmann, - Inhaberin Medienagentur, Heiko Rieder, 44 Jahre - Journalist und Christian Gülcan - Inhaber Artdefects Media Verlag (2009 Presseausweis/ DJV) und Ferya Gülcan - Inhaberin Onlinemedien-Agentur. Wir möchten Wissenswertes über die Pressearbeit und Journalismus vermitteln, sowie einen Überblick über die Medienlandschaft in Deutschland geben.

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