5 journalistische Schreibregeln auf dem Prüfstand

5 journalistische Schreibregeln auf dem Prüfstand

Leser nehmen sich oft nicht viel Zeit für einzelne Artikel. Sie blättern durch die Zeitung, schauen sich die Fotos an, lesen die Überschriften und überfliegen die Textanfänge. Spricht sie ein Beitrag nicht an oder stolpern sie über unverständliche Formulierungen, gehen sie direkt zum nächsten Artikel über. Journalistische Texte brauchen deshalb eine klare und einfache Sprache.

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5 journalistische Schreibregeln auf dem Prüfstand

Doch auf der anderen Seite sollen die Beiträge auch ein Stück weit unterhalten. Gerade bei Darstellungsformen wie Reportagen, Interviews oder Kommentaren geht es nicht nur darum, Informationen und Fakten zu vermitteln. Vielmehr möchte der Leser auch Interessantes erfahren und dabei bei Laune gehalten werden.

Um diesen Ansprüchen gerecht zu werden, gibt es eine Reihe von Schreibregeln. Sie sind so etwas wie Basis-Instrumente und gehören zum Handwerkszeug des Journalisten. Nur: Wie praxistauglich sind die Richtlinien eigentlich?

Wir stellen fünf journalistische Schreibregeln auf den Prüfstand!

  1. Pro Satz nur ein Gedanke.

Eine wichtige journalistische Schreibregel besagt, dass jeder Satz nur einen Gedanken beinhalten sollte. Gleichzeitig sorgen kurze Hauptsätze mit einfachen Wörtern für einen verständlichen Sprachstil. Lange, verschachtelte Sätze, die dazu auch noch verschiedene Gedanken aufgreifen, kann der Leser nur schwer erfassen. Das gilt vor allem dann, wenn er den Text eher grob überfliegt.

Ein Hauptsatz umfasst Subjekt, Prädikat und Objekt. Das lernt jedes Kind. Einfache Sätze können aufeinander folgen. Das lässt sich auf die Spitze treiben. Dann wird der Abschnitt sehr verständlich. Aber er ist nicht interessant. Er ist auch nicht schön zu lesen. Denn es entsteht ein Stakkato-Stil. Er bremst den Lesefluss aus.

Es ist durchaus richtig, dass der Journalist auf einen verständlichen Sprachstil achten sollte. Genauso sollte er auf Bandwurm-Sätze verzichten, die der Leser selbst im dritten Anlauf nicht erfassen kann.

Nur muss er eben auch aufpassen, dass er nicht in einen abgehackten Stakkato-Stil verfällt. Eine gute Lösung ist deshalb, wenn er Journalist eine harmonische Mischung aus kurzen und mittellangen Sätzen findet.

  1. Mit Synonymen arbeiten.

Die deutsche Sprache hält einen sehr großen Wortschatz bereit. Deshalb ist es auch nicht notwendig, dass eine Person ständig etwas sagt. Stattdessen kann sie genauso gut etwas mitteilen, aussprechen, zum Ausdruck bringen, erklären, rufen oder flüstern. Sie kann sich äußern, informieren, aufklären, richtig stellen oder widersprechen.

Für einen ansprechenden und aussagekräftigen Text ist es durchaus ein Vorteil, wenn der Leser nicht ständig die gleichen Formulierungen lesen muss. Wiederholen sich dauernd dieselben Wörter, wird der Text schnell langweilig.

Trotzdem sollte es der Journalist nicht übertreiben. Denn manchmal ist es einfach sinnvoller, einen passenden Ausdruck mehrfach zu wiederholen, als krampfhaft nach Synonymen zu suchen und dann irgendwelche, womöglich nicht ganz runde Alternativen einzubauen.

  1. Einheitliche Größenangaben verwenden.

Zur Verständlichkeit trägt es auch bei, wenn sich der Journalist bei Größenangaben auf eine Einheit festlegt. Statt also zum Beispiel einen Durchmesser in Millimetern, eine Dicke in Zentimetern und eine Länge in Metern anzugeben, kann er alle Maße in Zentimeter umrechnen. Der Leser kann die Werte dadurch besser einordnen.

Diese Regel funktioniert allerdings nicht immer. Denn bei Größenangaben kommt es nicht nur auf die Zahl als solches an. Entscheidend ist vielmehr, dass sich der Leser unter der genannten Größe direkt etwas vorstellen kann. Wie viel zum Beispiel fünf Zentimeter sind, hat der Leser ungefähr im Kopf.

Doch wenn es um 500 Zentimeter geht, fehlt ihm der Vergleich. Der Journalist sollte deshalb bei der Auswahl von geeigneten Größenangaben immer auf den Zusammenhang und die üblichen Gewohnheiten achten. Damit fährt er besser, als stur auf eine Einheit zu pochen.

  1. Abwechslung in den Sprachstil bringen.

Um den Leser zu informieren und gleichzeitig zu unterhalten, sollte der Journalist abwechslungsreich schreiben. Er sollte unterschiedliche Perspektiven einnehmen, den sprachlichen Duktus variieren und immer wieder von einer nüchternen, sachlichen Sprache in bildhafte, blumige Ausführungen wechseln. All das trägt dazu bei, dass ein Text lebendig wird und den Leser dazu ermutigt, bis zum Ende weiterzulesen.

Doch ganz so einfach ist das Spiel mit der Sprache in der Praxis leider nicht. Bei einem Artikel gibt vielmehr der erste Abschnitt den Stil für den gesamten Text vor.

Wenn der Journalist sehr sachlich einsteigt, kann er später nicht in einer flapsigen Umgangssprache schreiben. Solche harten Wechsel würden den Leser irritieren. Zitate bilden an dieser Stelle eine Ausnahme. Ansonsten sollte der Journalist aber besser seine Handschrift wahren.

  1. Anglizismen und Fachchinesisch weglassen.

“Um Communities zum effektiven Dialog zu motivieren, erweisen sich Influencer als probates Mittel, um Leads in den Social Media zu generieren.” Eine solche Aneinanderreihung von Fachausdrücken sollte der Journalist unbedingt vermeiden.

Denn der normale Leser wird kaum verstehen, was der Journalist ihm sagen will. Folglich wird er den Artikel auch nicht weiterlesen. Womöglich wird sich der Leser sogar ein wenig darüber ärgern, dass nicht einmal mehr in einer Zeitung vernünftiges Deutsch verwendet wird.

Andererseits kommt es immer auf das Medium und die Zielgruppe an. Schreibt der Journalist in einer Fachzeitschrift für ein Fachpublikum, kann und sollte er durchaus gängige Fachbegriffe nutzen.

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Der fachkundige Leser erwartet schließlich einen Beitrag, der nicht nur oberflächlich und allgemeingültig erklärt, sondern ins Detail geht. Und dabei führt kein Weg an einer entsprechenden Fachsprache vorbei.

Fazit

Am Ende geht es darum, dass der Journalist immer im Blick haben sollte, für wen er schreibt. Daran sollte er sowohl die Inhalte als auch den sprachlichen Stil ausrichten. Dann ist es völlig in Ordnung, auch mal Ausnahmen von den journalistischen Schreibregeln zu machen.

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