11 Tipps für gute Interviews

11 Tipps für gute Interviews  

Interviews sind ein fester Bestandteil der journalistischen Arbeit. Doch ein interessantes und informatives Gespräch zu führen, ist längst nicht so einfach, wie es vielleicht scheint. Hier sind 11 Tipps für gute Interviews!

An Informationen gelangen, Experten zu Wort kommen lassen, verschiedene Meinungen abbilden, interessante Personen portraitieren – ein Interview kann aus den verschiedensten Gründen geführt werden.

Aber längst nicht jedes Interview läuft wie geplant. So kann es beispielsweise passieren, dass der Journalist den roten Faden verliert. Oder dass der Interviewgast in einen endlos langen Monolog verfällt, ohne dabei auf die eigentliche Frage einzugehen. Oder dass dem Journalisten das Gespräch entgleitet und sich in eine ganz andere Richtung entwickelt.

Dadurch hat er dann zwar vielleicht ein interessantes Gespräch geführt, das eigentlich geplante Thema aber kaum besprochen. Möglicherweise bricht der Interviewgast das Gespräch mittendrin ab, steht einfach auf und geht. Solche Situationen kommen häufiger vor als vielleicht vermutet. Denn ein Interview ist kein Selbstläufer, sondern Teil des journalistischen Handwerks, das erlernt sein will. Aber natürlich geht es auch anders.

Hier sind elf Tipps, die zum Gelingen von guten Interviews beitragen können:

 

Tipp 1: Den richtigen Gesprächspartner einladen.

Natürlich sorgt ein prominenter Interviewgast für mehr Aufsehen. Aber es muss gar nicht immer eine bekannte Persönlichkeit sein. Denn entscheidend ist in erster Linie, dass das Gespräch interessant, informativ und unterhaltsam wird.

Der Journalist sollte sich deshalb überlegen, mit wem er sich am besten über das geplante Thema unterhalten kann. Bei einer Reportage über eine Stadt beispielsweise kann ein langjähriger Bewohner, der viele Entwicklungen und Veränderungen miterlebt hat, ein sehr viel interessanterer Gesprächspartner sein als der Bürgermeister, der erst vor wenigen Jahren zugezogen ist.

 

Tipp 2: Vorab mit dem Interviewgast sprechen.

In Vorbereitung auf das Interview sollte der Journalist ein Vorgespräch mit seinem Interviewgast führen. Dadurch lernen sich die beiden schon einmal kurz kennen und der Journalist kann in Erfahrung bringen, wie sein Gesprächsgast so tickt.

Vor allem wenn der Interviewgast bestimmte Eigenheiten hat, wird es im Interview einfacher, wenn sich der Journalist schon im Vorfeld darauf einstellen kann. 

 

Tipp 3: Einen passenden Ort auswählen.

Zu einem gelungenen Interview gehören nicht nur eine angenehme Gesprächsatmosphäre und interessante Gesprächsinhalte, sondern auch eine passende Umgebung. So kann der Journalist seinen Interviewgast beispielsweise an dessen Arbeitsstätte oder zu Hause besuchen. Auch ein Hotelzimmer, ein Konferenzraum oder ein gemütliches Café können geeignete Orte sein.

Selbstverständlich sind Interviews am Ort des Geschehens ebenso möglich. Wichtig ist aber immer, dass der Journalist darauf achtet, dass ein vernünftiges Gespräch geführt werden kann. Es ist überaus nervig, wenn das Gespräch ständig unterbrochen wird oder es drum herum so laut ist, dass das Gesagte kaum zu verstehen ist und deshalb ständig wiederholt werden muss.

 

Tipp 4: Recherchieren.

Der Journalist sollte sich nicht nur überlegen, welche Fragen er seinem Interviewgast zum eigentlichen Gesprächsthema stellen möchte. Stattdessen sollte er sich auch auf den Gast selbst vorbereiten. Hierzu gehört, möglichst viele Informationen über den Gesprächspartner zusammenzutragen.

Denn zum einen kann der Journalist seine Fragen so noch besser auf seinen Gast abstimmen. Und zum anderen ist es überaus peinlich, wenn der Interviewpartner Angaben über seine Person richtigstellen muss oder das Gefühl hat, dass der Journalist gar nicht weiß, wen er vor sich hat.

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Tipp 5: Die Fragen sinnvoll ordnen.

Der Journalist sollte seine Fragen in eine logische und sinnvolle Reihenfolge bringen. Wenn er zuerst den beruflichen Werdegang anspricht, dann nach der Lieblingsmusik fragt, anschließend zur Kindheit zurückspringt und danach zu einem aktuellen Projekt wechselt, wird der Gesprächsverlauf schnell unübersichtlich. Für die Leser wird es schwierig, die Aussagen nachzuvollziehen und richtig einzuordnen. Aber auch der Interviewgast könnte verwirrt sein.

Und nicht zuletzt könnte der Journalist selbst den Überblick verlieren. Besser ist also, die Fragen so zu ordnen, dass sie aufeinander aufbauen oder einer nachvollziehbaren Zeitachse folgen. Und: Die kritischen Fragen sollte sich der Journalist für später aufheben. Wenn er direkt mit einer schwierigen Frage anfängt, ist fraglich, ob sich sein Interviewgast überhaupt noch auf das weitere Gespräch einlassen wird. 

 

Tipp 6: Locker ins Gespräch einsteigen.

Zu Beginn des Gesprächs wird der Interviewgast vermutlich genauso nervös und angespannt sein wie der Journalist. Dies gilt vor allem dann, wenn er kein Medienprofi ist.

Doch selbst wenn Interviewgast und Journalist viel Erfahrung haben, dauert es einen Moment, bis sie warm geworden und im Gespräch drin sind. Ratsam ist deshalb, mit etwas lockerem Smalltalk ins Gespräch einzusteigen und erst danach zum eigentlichen Interviewthema zu wechseln.

 

Tipp 7: Dem Interviewgast zuhören.

Der Journalist sollte seinem Gesprächspartner aufmerksam zuhören. Dies klingt zwar banal und selbstverständlich, ist in der Gesprächssituation aber gar nicht so einfach. Denn während der Interviewgast antwortet, bereitet sich der Journalist gedanklich oft schon auf die nächste Frage vor.

Dadurch kann es aber schnell passieren, dass er wichtige Informationen überhört oder den roten Faden verliert. Der Journalist sollte sich deshalb auf das konzentrieren, was sein Interviewgast gerade sagt. Danach kann er sich immer noch um die nächste Frage kümmern.

 

Tipp 8: Bei Bedarf ruhig unterbrechen.

So mancher Interviewgast neigt dazu, ins Plaudern zu geraten. Seine Antwort wird dann zu einem langen Monolog, liefert aber nicht unbedingt neue Informationen. Teilweise spricht er auch sehr detailliert, allerdings zu einem Thema, das nichts mit der gestellten Frage zu tun hat.

Um sich das Gespräch nicht aus der Hand nehmen zu lassen, kann und darf der Journalist ruhig einhaken. Natürlich sollte er seinem Interviewgast nicht ins Wort fallen. Aber an einer passenden Stelle kann der Journalist gerne unterbrechen und den Redefluss seines Gesprächspartners kurz ausbremsen.

 

Tipp 9: Auf geschlossene Fragen verzichten.

Generell sollte der Journalist mit geschlossenen Fragen eher sparsam umgehen. Denn wenn der Interviewgast die Fragen mit “Ja” oder “Nein” und einem eventuellen kurzen Zusatz beantworten kann, wird sich der Dialog nur schwer entwickeln können.

Außerdem wird der Interviewgast durch solche Fragen kaum dazu bewegt werden können, ein wenig aus dem Nähkästchen zu plaudern. Natürlich gibt es immer wieder Stellen im Gespräch, an denen gerade eine geschlossene Frage für einen interessanten Akzent sorgen kann. Insgesamt sollte der Journalist aber eher auf offene Fragen setzen. 

 

Tipp 10: Spontan bleiben.

Für sein Interview hat sich der Journalist ein Konzept erstellt und einen Fragenkatalog vorbereitet. Doch er sollte im Hinterkopf behalten, dass diese nicht in Stein gemeißelt sind.

Wenn das Interview eine unerwartete, aber sehr interessante Wendung nimmt, sollte der Journalist spontan genug sein, um sich darauf einzulassen. Eine kurzfristige Planänderung kann zu einem deutlich interessanteren Interview führen als ein stures Festhalten am ursprünglichen Konzept.

 

Tipp 11: Auf die Körperhaltung achten.

Der Journalist sollte sich um eine offene und freundliche Körperhaltung bemühen. Sitzt er seinem Gesprächspartner mit verschränkten Armen gegenüber, wirkt dies wie eine Abwehrhaltung. Fuchtelt er wild mit seinen Armen herum oder lehnt er sich zu weit nach vorne, könnte sich sein Interviewgast bedrängt fühlen.

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Quittiert er jede Aussage seines Gesprächspartners mit einem Kopfnicken oder wippt er ständig nervös mit dem Fuß, könnte dies seinen Gast irritieren. Der Journalist sollte besser versuchen, sich entspannt hinzusetzen und sich natürlich zu geben. Dadurch wirkt er nicht nur authentisch, sondern auch sympathisch.

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Hier schreiben Wolfgang Stocker, freier Journalist, Sabine Lankmann, - Inhaberin Medienagentur, Heiko Rieder, 44 Jahre - Journalist und Christian Gülcan - Inhaber Artdefects Media Verlag (2009 Presseausweis/ DJV) und Ferya Gülcan - Inhaberin Onlinemedien-Agentur. Wir möchten Wissenswertes über die Pressearbeit und Journalismus vermitteln, sowie einen Überblick über die Medienlandschaft in Deutschland geben.

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